Im Podcast MICE am Sonntag vom 13. Juni 2021 geht es um die Kritik des Forum Veranstaltungswirtschaft und die Distanzierung gegenüber dem Famab, der seit Freitag nicht mehr Famab heißt, die Neupositionierung des Famab unter fwd: und vertane Chancen für die Veranstaltungswirtschaft.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist eine Allianz von sechs Verbänden der Veranstaltungswirtschaft: dem BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft), dem EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren), dem FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen), der ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft), dem Livekomm (Verband der Musikspielstätten in Deutschland) und dem VPLT (Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik). Es betrachtet laut einer Presseerklärung die aktuelle Planung einer Famab Bundeskonferenz für die Veranstaltungswirtschaft „mit Sorge“, weil der unkoordinierte Alleingang der Branche schaden könnte. „Wir haben in den vergangenen Monaten umfangreiche Hilfsmaßnahmen angestoßen und an deren Umsetzung mitgearbeitet“, meint beispielsweise Linda Residovic, Geschäftsführerin des VPLT. Und weiter: „Ohne unseren Einsatz hätte es beispielsweise die Sonderregelung für die Veranstaltungsbranche in den Überbrückungshilfen, wesentliche branchenrelevante Förderungen durch die November-/Dezemberhilfe, den aktuellen Sonderfonds für die Kulturveranstalter, den es demnächst auch für Messen und Kongresse geben soll, sowie die Verlängerung der Regelungen des Kurzarbeitergeldes nicht gegeben.“
Timo Feuerbach, Geschäftsführer des EVVC, ist der Ansicht, dass „durch den Zusammenschluss von nunmehr sechs großen Branchenverbänden im Forum Veranstaltungswirtschaft die Effizienz der Lobbyarbeit nochmals gesteigert werden konnte. „Das werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam fortführen. Die angebotene Zusammenarbeit in diesem Rahmen lehnt der Famab jedoch ab“, so Feuerbach.
Jens Michow, Präsident des BDKV, spricht sogar davon, dass es daher völlig unverständlich sei, dass ein Verband jetzt versucht, sich im Alleingang und ohne jegliche vorherige Abstimmung mit den Verbänden des Forum Veranstaltungswirtschaft zum Sprachrohr für den gesamten Wirtschaftszweig zu gerieren.
Bahnt sich ein Hauen und Stechen unter den Verbandsgruppierungen der Veranstaltungswirtschaft an? Sieht fast so aus.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Famab am 11. Juni 2021 haben die anwesenden Teilnehmer mit einer Stimmenmehrheit von 98,4 Prozent den Neustart als „fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft“ beschlossen. Wie viele Teilnehmer anwesend waren, wurde nicht veröffentlicht. fwd: ersetzt ab sofort den bisherigen Famab Kommunikationsverband.
Die neue Branchenvertretung soll für die Gesamtheit der Veranstaltungswirtschaft stehen – laut dem Famab- beziehungsweise fwd:-Vorstandsvorsitzenden Jörn Huber disziplinübergreifend für 150 Berufsgruppen der sechstgrößten Branche in Deutschland – und hat auch gleich ihre Ziele definiert. Ausgelöst von den kritischen wirtschaftlichen Entwicklungen durch die Pandemie und ihre Folgen für den Sektor will die neue Interessenvertretung auch über die Corona-Spätphase hinaus aktiv für bessere politische Rahmenbedingungen der Veranstaltungsbranche kämpfen.
Außerdem setzt sich fwd: für die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft ein, in der viele Verbände, Initiativen und Akteure des Wirtschaftszweigs zentrale Ziele und Forderungen formulieren, die politisch vorangetrieben werden sollen. Das ist also genau der Alleinvertretungsanspruch, der vom Forum Veranstaltungswirtschaft – siehe oben – kritisch kommentiert wurde.
Eigentlich machen es ja beide Gruppierungen richtig und wollen dafür Sorge tragen, dass die Veranstaltungswirtschaft in Politik und Öffentlichkeit die Beachtung bekommt, die ihr unter Berücksichtigung von Branchenumsätzen und Mitarbeiterzahlen wohl zusteht. Frage ist nur, warum sie das gegeneinander statt miteinander machen? Es kann doch wohl nicht sein, dass die extrem schwierige Situation in der Veranstaltungswirtschaft zulasten aller Beteiligten nun in den verschiedenen Verbandsgruppierungen weiter forciert wird.
Zumal auch nicht durchschaubar ist, was die Verantwortlichen in den beiden Gruppierungen antreibt und ob es dabei wirklich nur um das Wohl der Branche oder auch um Eitelkeiten und den Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit geht. Last but not least gibt es auch noch weitere Branchenverbände, die sich bisher keinem dieser beiden Blöcke angeschlossen.
Fazit: Wille und Weg sind richtig, die Vorgehensweise allerdings grundfalsch. Oder auch: Gut gemeint ist was anderes als gut gemacht.
Der Podcast MICE am Sonntag steht unter Radio Blach bei Apple Podcasts oder Spotify zur Verfügung und kann auch auf der Website des BlachReport abgehört werden.