Start Business Expo 2020: Christoph Kirst und Frederik Nimmesgern ziehen Bilanz

Expo 2020: Christoph Kirst und Frederik Nimmesgern ziehen Bilanz

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Am 31. März 2022 schloss die Expo 2020 in Dubai ihre Tore. Mit 192 Ländern und über 20 Millionen Besuchern war es die bislang größte Weltausstellung, aufgrund der Pandemie vielleicht auch eine unter den schwierigsten Bedingungen. Trotzdem hat sie auch dieses Mal spannende Erlebnisse, Inszenierungen, Pavillons und Inspirationen geliefert.

Christoph Kirst und Frederik Nimmesgern waren vor Ort, um den von der Agentur realisierten Pavillon für Kasachstan zu besuchen und sich von den gebündelten Highlights und Trends der Expo 2020 in Dubai inspirieren zu lassen. Nachfolgend ihre persönlichen Eindrücke als Gastbeitrag für den BlachReport:

Welche Eindrücke uns besonders in Erinnerung bleiben? Hier ist unser abschließendes Resümee der Weltausstellung in Dubai.

Eine weltoffene, interessierte Atmosphäre, die Hoffnung macht!

Zuletzt waren wir Anfang März 2022 in Dubai. In diesen Tagen, in denen es Krieg auf europäischem Boden gibt, hatte es schon etwas Merkwürdiges, über die Expo in Dubai zu laufen, deren Claim „Connecting Minds, Creating the Future“ lautete. Da erschien die Frage, ob unsere Städte in einigen Jahrzehnten von Flugtaxis bevölkert werden – tatsächlich ein doch in vielen Ausstellungen zitiertes Zukunftsstereotyp – dann doch etwas banal, ob des vorherrschenden Nachrichtenhintergrunds.

Und doch verlieh die Stimmung auf der Expo ein gutes Gefühl. Es war ein Ort an dem Menschen und Kulturen aus aller Welt zusammenkamen, von der Familie bis zum Business-Publikum. Man spürte Aufgeschlossenheit, Interesse an Austausch und der Zukunft unseres Planeten. So machte die Expo auch ein bisschen Hoffnung.

Nicht zuletzt hinterlässt sie viele Eindrücke, Inspirationen und Erkenntnisse darüber, welche Erlebnisse tatsächlich funktionieren, begeistern und in Erinnerung bleiben.

  1. Ursprüngliche Erlebnisse erzeugen die stärksten Emotionen!

Eine Auffälligkeit der Expo 2020 waren Erlebnis-Installationen, die ganz ursprüngliche, menschliche Erlebnisse simuliert haben. Allen Voran die Berührung mit Wasser. Das hat im Kontext des Mittleren Ostens eine starke kulturelle Konnotation. Auch wenn der häufige Einsatz in der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate nicht ganz unproblematisch scheint.

Tatsächlich haben auffällig viele Pavillons mit Wasser gearbeitet: mal als Wasservorhang zur Warteschlangenunterhaltung, mal als Projektionsfläche oder als großer Wasserspielplatz, wie im Brasilianischen Pavillon. Im Pakistanischen Pavillon wurden Regenschnüre als Lichtinstallation verwendet, was eine verblüffend echte Wirkung hatte. Im Niederländischen Pavillon, der nachhaltigste dieser Expo, wurde Wasser nicht nur verbraucht, sondern tatsächlich auch gewonnen.

Unser Fazit: Sensorische und natürliche Erlebnisse sind und bleiben einfach eines der wirkungsvollsten Möglichkeiten, um starke Emotionen zu erzeugen.

Im Video: Das spektakuläre Wasserspiel, in unmittelbarer Nähe der Al Wasl Plaza, war halb so groß wie ein Fußballfeld, die Wasserwände waren mehr als vier Stockwerke hoch.

  1. Was bleibt in Erinnerung? Große Bilder und Momente!

Was im Marketing und der PR wirkt, funktioniert auch auf der Expo. In Erinnerung bleiben vor allem die Pavillons, die mit großen Bildern und emotionalen Momenten begeistern – weniger die stark in die Tiefe gehenden Ausstellungen. Darunter die Main Show im Deutschen Pavillon, bei der die Gäste gemeinsam im Gleichtakt schaukeln sollten. Der Brasilianische Pavillon, in dem man barfuß durchs Wasser lief. Saudi-Arabiens überdimensionierte Medienerlebnisse oder die Projektionen auf den von Besucher:innen aufgespannten Regenschirmen im Niederländischen Pavillon.

Unser Fazit: Hier zeigt sich ganz deutlich, wie man es trotz genereller Reizüberflutung schafft, Menschen zu erreichen. Mit zentralen und starken Kernerlebnissen – und dem bewussten Herausfiltern von allem Unnötigen.

Im Video: Der brasilianische Pavillon bestand aus einem riesigen Wasserspiegel unter einer Stahlkonstruktion und einer weißen Leinwand, der mit Musik und Naturgeräuschen untermalt war.

  1. Das rein Mediale hat sich überlebt!

Medien bieten uns großartige und faszinierende Möglichkeiten, doch eines wird auf der Expo 2020 deutlich: Rein mediale Angebote haben sich überlebt. Ohne Interaktion sind sie für die Besucher:innen ein eher mäßiges Erlebnis.

Deutlich spannender wird es, wenn Medien mit anderen sensorischen Elementen oder Objekten überraschend kombiniert werden. Wenn die Interaktion ganz bewußt nicht digital ist, sondern eine starke haptische Komponente hat.

Unser Fazit: Interaktion entwickelt sich weiter. Nicht nur zwischenmenschlich, auch im Kontext von Medien braucht es intelligente, kreative und sensorische Kombinationen.

  1. Oversizing – aber mit Technologie, Kreativität + Detailverliebtheit!

Groß, größer, Dubai. Das Motto dieser Stadt wurde natürlich auch auf der Expo zelebriert. Die größte und beeindruckendste Installation war die Großprojektion in der zentralen Kuppel, dem Al Wasl Dome. Sie war die wahrscheinlich größte Kuppelprojektion der Welt – mit einem schier unfassbaren Technikaufwand.

Im Video: Die Al Wasl Plaza und der Dome, eine knapp 70 Meter hohe Kuppel, war das Herzstück im Zentrum der Weltausstellung.

Auch das vom kalifornischen Unternehmen WET Design entworfene Wasserspiel nahe der Al Wasl Plaza überzeugte nicht nur mit einem kreativen Umgang mit Wasser, auch die Dimensionen waren neu und einzigartig.

Ebenso beeindruckend waren die knapp zehn Meter hohen modellierten Figuren dreier arabischer Wissenschaftler im Mobility Pavilion. Neben der Größe war es auch die verblüffend detailreiche Umsetzung – von der winzigsten Hautfalte im Gesicht bis hin zu den Härchen auf dem Handgelenk.

Mobility Pavillon: Neun Meter hohe lebensechte Statuen von Ibn Majid, Ibn Battuta und Al-Bakri, den drei arabischen Gelehrten der antiken Schifffahrt (Foto: Frederik Nimmesgern)

Unser Fazit: Übergroße Objekte hatten schon immer ihre Wirkung. Aber heute ist es nicht allein die Größe, sondern auch die Verbindung mit Technologie, Kreativität, Detailverliebtheit und inszenatorischem Geschick, die fasziniert!

  1. Ein ganzheitlich nachhaltiger Expo-Pavillon? Ist möglich?

Nachhaltigkeit war auf der gesamten Expo und in vielen Pavillons ein zentrales inhaltliches Thema. Doch wenn es um die gesamte Umsetzung der Gebäude geht, ist in erster Linie der Niederländische Pavillon hervorzuheben!

Er hatte ein in sich klares nachhaltiges Konzept: Alle Materialien, die aus einem Kreislauf innerhalb des Landes herausgelöst wurden, werden nach der Weltausstellung wieder dorthin zurückgeschickt. Wasser und Energie wurden während der Laufzeit selbst gewonnen, gesammelt und genutzt. Die Wassergewinnung wurde sogar zum Teil der Inszenierung – und eines unserer Highlights der Expo.

Der Niederlande Pavillon produzierte Wasser, Energie und Lebensmittel durch nachhaltige Lösungen, wie diese kegelförmige vertikale Anbaufläche (Foto: Stutterstock)

Unser Fazit: Dieser Pavillon bewies, dass ganzheitliche Nachhaltigkeit auch bei einem so großen und komplexen Projekt wie einem Expo Pavillon möglich ist! Wir müssen es nur wollen und angehen!

  1. Technologische Überraschungen? Gab es nicht viele!

Vielleicht war es der zeitlichen Verschiebung oder der Pandemie geschuldet, aber bahnbrechend neue Technologien beziehungsweise Einsatzszenarien gab es nicht zu erleben. Die ganz große Überraschung blieb aus.

Selbst individualisierte Erlebnisse mithilfe technischer Tools waren eine Seltenheit. Hier ist lediglich der Deutsche Pavillon zu nennen, der die Gäste über ein Smart Tag in einem Namensschild genau orten und sie darüber beispielsweise persönlich begrüßen oder Informationen direkt in der richtigen Sprache anzeigen konnte.

Natürlich gab es auch wieder viele Medientische. Glücklicherweise verliert dieser Trend aber etwas an Fahrt.

Unser Fazit: Vielleicht ist dieses Ausbleiben einer Überraschung der wichtigste Trend. Die Zeiten, in denen einfach nur Technologien um ihrer selbst willen faszinieren, sind vorbei! Es geht um große Erlebnisse und gute Geschichten – mit Hilfe von Technologien.

  1. Top Erlebnisse + Pavillons im Überblick

Abschließend unsere thematisch sortierten Top-10-Highlights der Expo 2020 in Dubai.

Best Exterior Design: Der Pavillon von Bahrain // 360° Virtual Tour Bahrain Pavillon

Best Sustainable Design: Die Pavillons der Niederlande und Singapur // 360° Virtual Tour Niederlande Pavillon

Best Exhibit/Display: Der Mobility Pavilion // 360° Virtual Tour Mobility District

Best Activity/Interactive: Der Pavillon von Brasilien, die Main Show von Deutschland und das Water Feature // 360° Tour Brasilien Pavillon

Best Interpretation of Theme: Der Opportunity Pavilion // 360° Virtual Tour Opportunity District

Best Use of Technology: Der Al Wazl Dome // 360° Virtual Tour Al Wasl Plaza

Best Show: Die Main Show-Performance zwischen Mensch + KI im Kasachstan Pavillon // 360° Virtual Tour Kasachstan Pavillon

Im Video: Als emotionaler Höhepunkt erwartete die Besuchenden in der finalen Main Show im Kasachischen Pavillon eine eindrückliche Vision vom Leben in der Zukunft.

Autoren: Christoph Kirst, CCO insglück, und Frederik Nimmesgern, Director Strategy & Concept insglück.