Die Veranstaltungsbranche steht vor einer umwälzenden Neuausrichtung – für mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Ressourcenschutz. Der Dachverband der Veranstaltungszentren in Europa (EVVC) kündigt in einem Elf-Punkte-Papier bis 2040 Klimaneutralität der bei ihm organisierten Locations an. Mehr noch: Der „Blaue Engel“, eines der renommiertesten und bekanntesten Umweltzeichen, soll auf Grundlage eines noch zu konzipierenden Kriterienkatalogs auch zu einem Gütesiegel für Nachhaltigkeit von Events und Veranstaltungszentren werden.
Beide Aspekte kommen auf der Secon in Osnabrück zur Sprache. Die Sustainable Event Conference endet am Mittwoch und findet neben der OsnabrückHalle auch in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) statt. Die DBU-Tochtergesellschaft „Zentrum für Umweltkommunikation“ (ZUK) versteht sich mit ihrer modernen Technik und anderen Veranstaltungsvorgaben bundesweit als Vorreiterin für Nachhaltigkeit in der Branche.
„Der Veranstaltungssektor verfügt über ein enormes Potenzial, um die ehrgeizigen Klimaziele auf Bundes- und EU-Ebene umzusetzen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Vom Catering mit regionalen und saisonalen Produkten über energiesparende Livestreams bis hin zu papierlosen Kongressen und klimaschonenden Anreisen der Teilnehmenden bieten sich vielfältige Bereiche für mehr Umwelt- und Ressourcenschutz.“ Die DBU wolle auf diesem Gebiet auch weiterhin mit Impulsen und Förderung zu mehr Nachhaltigkeit beitragen und beteilige sich zum Beispiel auch an umweltgerechten Großveranstaltungen wie die Frauen-Fußballweltmeisterschaft. Bonde: „Ein Blauer Engel für nachhaltige Veranstaltungen und die vom Dachverband EVVC angestrebte Klimaneutralität bis 2040 sind hervorragende Signale, um ein Umdenken zu bewirken.“
Die Veranstaltungsbranche hat insgesamt sehr unter den Absagen und Ausfällen von Events wegen der Corona-Pandemie gelitten. Es ist aber davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit die Vor-Corona-Zahlen wieder erreicht werden: Laut Meeting- & EventBarometer Deutschland fanden 2019 bundesweit rund 2,9 Millionen Veranstaltungen in etwa 7.600 Locations statt; teilgenommen haben daran circa 423 Millionen Menschen.
„Mehr Nachhaltigkeit von Events und Veranstaltungszentren hätte also eine enorme Strahlkraft“, sagt ZUK-Leiter Markus Große-Ophoff. Hinzu kommt: Oft sind die Kommunen Trägerinnen solcher Eventhäuser. Sie sind gewissermaßen jene Akteurinnen und Akteure, die die auf den Weltklima- und Biodiversitätskonferenzen oder auf politischer Ebene beschlossenen Ziele für mehr Klima- und Umweltschutz und etwa zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase vor Ort in die Praxis umsetzen müssen. Große-Ophoff: „Hier müssen alle an einem Strang ziehen, um die Investitionen in eine nachhaltige Zukunft auf den Weg zu bringen, zumal ja auch die Kommunen selbst klimaneutral werden wollen.“
Nach den Worten des ZUK-Leiters, der dem Vorstand des europäischen Veranstaltungs-Dachverbands EVVC angehört, setzt das DBU Zentrum für Umweltkommunikation bereits konsequent auf Nachhaltigkeit. „Von der Touchscreen mit Selbstbedienung über das Live-Streaming auf Knopfdruck bis hin zu einer modernen LED-Wand wird im ZUK energiesparende Technik eingesetzt“, so Große-Ophoff. „Diese Installationen gestatten uns, auf externe Dienstleister verzichten zu können. Lange LKW-Fahrten mit klimaschädlichen Emissionen, Transportkosten und Geräte-Installationen mit zusätzlichem Energieverbrauch fallen somit weg.“
Genau deshalb steht der „Blaue Engel für Green Events“ für den „Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren“ ganz oben auf der Agenda. Der EVVC lädt gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem europäischen Klima- und Umwelt-Think Tank „adelphi“ am Mittwoch am Rande der Secon zu einem Branchengespräch ein, um das weitere Vorgehen bis zur Etablierung des neuen Signets zu planen. Zur Sprache kommen dürfte dabei auch ein Elf-Punkte-Papier der EVVC für das Erreichen der Klimaneutralität bis 2040 – mit dem Hinweis, dass die „erhebliche Investition in die energetische Sanierung der Häuser“ auch der Unterstützung nicht nur der kommunalen Träger, sondern auch von Bund und Ländern bedarf. Und das sind Teile des Forderungskatalogs: gute Gebäude-Dämmung möglichst für den Passivhausstandard, nachhaltige Heizungen und energiesparende Veranstaltungstechnik, 100 Prozent Ökostrom bis 2030, Nachhaltigkeit als Kriterium für Ausschreibungen, weniger Abwasser und Abfall, Catering unter Berücksichtigung von Klima- und Ressourcenschutz, umweltfreundliche Anreisen und auch eine soziale Nachhaltigkeit, die unter anderem für mehr Diversität steht und zugleich spezifische Bürden bestimmter Bevölkerungsgruppen nicht aus dem Blick verliert.