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Fragen an Lars Otto über die Mietmöbelbranche

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Zur Jahresmitte 2023 hat Lars Otto von Orgatech die Mietmöbelbranche mit einem Statement über einen unausweichlichen Wandel der Branche aufgescheucht. Er befürchtete angesichts der aktuellen Situation, dass viele Mietmöbelunternehmen in den kommenden Jahren scheitern könnten. Wir haben jetzt mit Lars Otto noch einmal über die Entwicklungen in der Mietmöbelbranche gesprochen.

BlachReport: Das Jahr 2023 brachte für viele Anbieter im Event-Business eine Hochkonjunktur, auf der anderen Seite hat sich in diesem Jahr aber auch gezeigt, dass der eine oder andere Player postpandemisch eingeknickt ist und sich vom Markt verabschiedet hat? War es das jetzt mit den Pandemie-Spätfolgen?

Lars Otto: Die Hochkonjunktur mit einem Wechsel von null auf 100 ist immer eine Herausforderung. Jedoch muss man hier klar vergleichen, woher komme ich und wohin geht es, was ein schöner Übergang ist und ich mich daher für diese weitblickende Frage bedanke. Die Spätfolgen der Pandemie sind auf einzelne Unternehmen bezogen auch noch im nächsten Jahr spürbar. Neuausrichtungen und entsprechende Strukturen werden weiterhin den Gegebenheiten des Marktes anzupassen sein. Das alles kostet Geld. Wenn hierzu dann noch Rückzahlungen aus den Hilfen hinzukommen, wird es spannend. Der Markt selbst bricht an vielen Stellen im Messewesen ein. Dies wird langfristig spürbar sein. Im Eventbereich hingegen gibt es wieder spannende und interessante Veranstaltungen. So konnten wir dieses Jahr alles mit der NFL bewegen, was bewegbar ist.

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle daher an unsere deutschen und amerikanischen Freunde. Überhaupt durften wir dieses Jahr ein enges Zusammenrücken mit unseren Kunden und Partnern spüren, welche eine Partnerschaft lebten, die Spaß und Freude macht. Auch hierfür ein herzliches Dankeschön.

BlachReport: Wie beurteilen Sie das vergangene Jahr und welche Erwartungen haben Sie an 2024?

Lars Otto: Das vergangene Jahr war für uns persönlich solide und wir liegen im Plan. Natürlich hätte es ein bisschen mehr sein dürfen, aber wir sind hier ja nicht beim Metzger. Spaß bei Seite. Unsere Ausrichtung Roll-out von Einrichtungsgegenständen mit einer noch weiter zu optimierenden Artikelauswahl und Stückzahl ist in vollem Gange. Hier wird es im neuen Jahr nicht darauf ankommen, den rotkarierten Stuhl und Tisch zu haben, sondern es wird darauf ankommen, zu günstigen Preisen Mengen bieten zu können, welche qualitativ gut sind.

Auch viele Events sind kleiner geworden und stellt die Veranstalter vor strukturelle Herausforderungen. Orgatech merkt dies, da vermehrt die Anfrage kommt, ob man auch weitere Bausteine der ‚Wertschöpfungskette Event‘ steuern und beliefern kann. Wir machen uns hier zunehmend Gedanken.

BlachReport: Wie sieht es bei den Preisen in Ihrem Marktsegment aus. Bleiben sie stabil?

Lars Otto: Ich gehe nicht davon aus, dass die Preise stabil bleiben werden. Die heutige Zeit, mit dem Wandel, in dem wir uns befinden, lässt keine Preise zu, die Fixkosten et cetera sicher macht und ist auch nicht mehr kompensierbar.

Umso mehr ist es wichtig, die Umschlagshäufigkeit zu optimieren und die Produktpalette weiter zu minimieren, damit der Kunde einen perfekten Preis bekommt. Sollte dennoch ein Kunde etwas Spezielles benötigen, so kann er uns jederzeit fragen, denn wir werden es danach über unsere Outlets umgehend verkaufen. Wir beliefern als Partner alle Messen in Düsseldorf, Köln, Leipzig und in Stuttgart. Jeder, der sich an diese Lieferungen mit dranhängt, bekommt den Service kostenfrei. Oder er meldet sich für einen unserer Newsletter mit Neuheiten und Sonderkonditionen an. Auch möchte ich an dieser Stelle unseren LinkedIn Account hervorheben. Hier sieht man in Echtzeit, was wir unterjährig bewegen. Ja, es sind bewegte Zeiten.

BlachReport: Im nächsten Jahr gibt es mit der Fußball-Europameisterschaft einen großen Public Event in Deutschland. Bringt das auch etwas für Ihr Unternehmen?

Lars Otto: Orgatech hat bisher alle Europameisterschaften und auch die Weltmeisterschaft in Russland ausgestattet. Diesmal befanden wir uns wieder unter den letzten zwei Anbietern. Wir haben lange überlegt, wie wir mit unseren treuen und loyalen Kunden im Zusammenhang mit diesem Megaevent und der Tatsache, dass dies in ein für uns starkes Messe- und Eventjahr hineinrauscht, umgehen.

Wir haben uns dann für unsere Jahreskunden entschieden und nicht für den vierjährig stattfindenden Event, was uns nach der Pandemie sehr stark gefordert hätte, aufgrund der Erfahrung auch machbar gewesen wäre, aber meiner Meinung nach und ich mache dieses Geschäft jetzt seit 30 Jahren, nicht ohne Folgen der Bestandskunden geblieben wäre. Wir haben daher nicht entsprechend nachgebessert und wurden Zweiter.

Allerdings befinden wir uns mit Agenturen in Gesprächen, welche Themen rund um das Thema EM bespielen. Mit einer planen wir, ein kleines Stadion für Public Viewings umzugestalten.

BlachReport: Sie hatten neulich in einem Statement von einem ‚durchgerittenen Pferd‘ gesprochen und das auf den traditionellen Mietmöbelmarkt bezogen. Was hatten Sie damit gemeint? Worauf muss sich diese Branche einstellen?

Lars Otto: Immer mehr Lieferanten kümmern sich um den gleichen Kunden mit dem gleichen Produkt. Immer mehr kleine Dienstleister vor Ort schnappen sich Teile vom Kuchen. Bekannterweise sind zehnmal 200.000 Euro dann auch zwei Millionen. Darüber hinaus gibt es Dienstleister, die nach dieser Strategie wachsen, da dies für Investoren wichtig ist. Auch diese Formel wird mittelfristig nicht aufgehen, da man sich den Markt erkauft, was wiederum Folgen für Produkt und Markt hat. Ich würde das als revolvierend bezeichnen.

Am Ende geht es um einen Stehtisch, einen Sitztisch oder andere Produkte und all‘ das ist vergleichbar. Somit machen in Zukunft nur der Mensch und die Qualität den Unterschied. Wenn man auf die Formel Mensch setzt, muss man sich fragen, wie groß möchte ich noch werden, um das zu leben, was unsere Dienstleistung ausmacht. Wir haben diese für uns zwischenzeitlich gefunden.

BlachReport: Non-Food-Catering beziehungsweise die Eventausstattung wird immer mehr von einigen wenigen Unternehmen dominiert, die diesen Markt unter sich aufteilen und sich mittlerweile auch international aufstellen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Lars Otto: Hallo, ich weiß gar nicht, ob diese Entwicklung von einigen wenigen Unternehmen dominiert wird. Es gibt zahlreiche Geschirr- und Maschinen- sowie Table-Top-Vermieter und auch Non-Food-Caterer. Jede Stadt hat inzwischen mehrere Anbieter und natürlich haben diese auch Mobiliar – welches aber, so sagen es unsere Kunden, nicht immer messetauglich ist. Auch ist deren teilweise auf Franchise ausgelegtes System in Zeiten von Kostendruck für mich nicht wirklich zielführend. Zwar ist es die schnellste Möglichkeit für das Wachstum, aber wie funktioniert Franchise? Grob formuliert, kaufe ich mich ein und gebe Umsatzprovision an den Franchisegeber ab, welche nicht zu knapp ist. Somit habe ich einen Preis, der für den Kunden niedriger sein könnte als er ist, zahle Marketinggebühren, Software und vieles mehr jährlich als Umlage, verrechne untereinander zu anderen Konditionen und habe somit nicht die ganze Wertschöpfungskette zur Verfügung. Auch erhalten diese Kautionen vom Kunden. All‘ das kostet den Kunden Geld, denn es macht sich im Preis bemerkbar. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass wir hier jeden Preis der Franchiseunternehmen unterbieten können.

BlachReport: Nachhaltigkeit ist momentan das wichtigste Thema im Event-Business. Mietmöbel sind ja wegen der Mehrfachnutzung per se nachhaltig. Aber reicht das aus? Was kann die Mietmöbelbranche für eine größere Nachhaltigkeit noch bieten?

Lars Otto: Ein wichtiges Thema ist das Produkt und sein Herstellungsprozess sowie die Langlebigkeit.

Das andere Thema ist der Markt. Was möchte dieser wie lange haben und einsetzen? Das steuern wir nicht allein, da müssen wir uns alle mal zusammensetzen und über Flexibilitäten beim Produkt und der Verpackung eines Events mit der jeweiligen Kernkompetenz brainstormen und optimieren

Darüber hinaus kommt ein immenser Anteil dem Transport zu. Wir haben daher in NRW ein Pufferlager sowie Lager in Wangen und in Leipzig. Von hier aus fahren wir ausschließlich mit Speditionen. Wir haben keine eigenen Fahrzeuge mehr, welche voll hinfahren und leer zurückkommen. In Zeiten, wo die Umwelt unsere Vorgehensweise bestimmt, muss man als Unternehmer in seinem Kosmos entsprechend handeln.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.