Start Meinung Was bringt die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft?

Was bringt die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft?

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Ein Kick-off am 27. September im darmstadtium in Darmstadt bildet den Auftakt zu der langfristig angelegten „Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft“, die B.A.U.M. e.V. in Kooperation mit den Nachhaltigkeitsspezialisten von 2bdifferent ins Leben ruft. Zielgruppen sind sowohl viele der 820 B.A.U.M.-Mitglieder, die Messen und Events als wirksames Instrument der Marketingkommunikation nutzen, also auch Nicht-Mitglieder, die ebenso bei der Auftaktveranstaltung willkommen sind. Anmeldungen sind im Web möglich.

Mit der Initiative knüpft B.A.U.M. an die elf unter dem Dach von „Wirtschaft pro Klima” erfolgreich durchgeführten Transformationsdialoge „Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft“ an, die in den Jahren 2022/23 stattfanden und starken Zulauf erfahren haben. B.A.U.M. und 2bdifferent wollen nun einen professionellen organisatorischen Rahmen installieren, der einen direkten, fairen und projektunabhängigen Austausch zwischen den Akteuren der Branche ermöglicht, um so Impulse für die nachhaltige Transformation der Veranstaltungswirtschaft zu setzen.

Geplant ist eine Plattform für die Kooperation zwischen Dienstleistern und Auftraggebern der Eventbranche – inklusive einer engen Zusammenarbeit mit lehrenden und forschenden Institutionen, um über unabhängige Forschungsaufträge wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und allen Mitwirkenden der Initiative zur Verfügung zu stellen.

Darüber hinaus haben sich B.A.U.M. und 2bdifferent regelmäßige Treffen für den Austausch zum Ziel gesetzt.

Der BlachReport hat die B.A.U.M.-Vorsitzende Yvonne Zwick über die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft befragt.

BlachReport: Welche Erwartungen haben Sie an die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft und den Kick-off in Darmstadt? Was soll dort passieren?

Yvonne Zwick: Ich erwarte mir einen dynamischen Start und die Fortführung eines Dialogs, den wir in den letzten zwei Jahren experimentell geführt und aus Eigenmitteln finanziert haben. Mit der Unterstützung von 2bdifferent geht es nun in die Professionalisierung. Gemeinsam mit Jürgen May und Clemens Arnold möchten wir das Projekt so weiterführen, dass wir sowohl Veranstaltungsmanagerinnen und -managern als auch Locations und Dienstleistern helfen, nicht nur die Berichtspflichten zu erfüllen, sondern auch den steigenden Anforderungen im Bereich nachhaltiges Veranstaltungsmanagement gerecht zu werden. Der kollegiale Austausch hat sich dabei als sehr wertvoll erwiesen. Es ist wichtig, gemeinsam zu verstehen, was Kundinnen und Kunden erwarten und wie sich Anbieter gut positionieren können – nicht nur, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch um Veranstaltungen nachhaltig zu gestalten und dabei die möglicherweise bestehenden Lücken zu den Anforderungen, die Auftraggeber erfüllen müssen, im besten Falle zu schließen.

Der Kick-off für die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft findet am 27. September in Darmstadt statt (Visual: 2bdifferent)

Unsere Plattform soll einen offenen und fairen Dialog zwischen verschiedenen Akteuren ermöglichen. Dies fördert den Austausch von Best Practices, die Identifizierung gemeinsamer Herausforderungen und die Entwicklung von Lösungsansätzen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und die Erfüllung von regulatorischen Anforderungen wie dem Green Deal und der Corporate Sustainability Reporting Directive CSRD.

BlachReport: Welche Rolle übernimmt bei der Initiative die Organisation Wirtschaft pro Klima?

Yvonne Zwick: Wirtschaft pro Klima ist aus einem früheren Projekt hervorgegangen und wurde nach dem Ende der Förderung aus Bundesmitteln von uns eigenständig weitergeführt – weil wir gemerkt haben, dass diese praxisorientierten, lösungsorientierten Dialoge den Unternehmen helfen. Die Herausforderung bestand darin, ein nachhaltiges Finanzierungsmodell aufzubauen, das ohne staatliche Gelder funktioniert. Nun sind wir in der zweiten Phase und denken konkret an Teilnahmebeiträge, um die Angebote für Unternehmen attraktiv zu halten – auch ohne langfristige Mitgliedschaften. Wir beobachten, dass viele Unternehmen heute flexibler agieren möchten und sich von Jahr zu Jahr neu entscheiden, ob sie teilnehmen.

BlachReport: Was haben die B.A.U.M.-Mitglieder von der Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft?

Yvonne Zwick: Die Mitglieder profitieren von einem regelmäßigen, strukturierten Austausch. Er zielt darauf ab, Synergien zu nutzen, gemeinsame Herausforderungen zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, insbesondere in Bezug auf Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Diese Dialoge helfen, eine Community aufzubauen, in der Mitglieder und Nichtmitglieder gleichermaßen Netzwerke knüpfen und voneinander lernen. Aus diesen Treffen sollen verbandsübergreifend neue Kooperationen und Partnerschaften entstehen. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, den Kick-off für alle Interessenten zu veranstalten – unabhängig von einer Mitgliedschaft.

Zielgruppen sind daher auf Veranstalterseite alle Unternehmen, Konzerne mit eigenen Event-Units, Institutionen, Organisationen und Verbände, die Veranstaltungen durchführen beziehungsweise die Planung und Durchführung beauftragen. Dazu kommen die Zielgruppen, die im Rahmen von Veranstaltungen ihre Dienstleistungen erbringen. Dazu zählen Agenturen, Messeveranstalter und Messebauunternehmen, Cateringbetriebe, Locations, Technikunternehmen, Mietmöbelunternehmen, Sicherheitsdienstleister, Logistik- und Transportdienstleister, Dienstleister für das Gästemanagement und andere Services.

BlachReport: Wie können CSRD und MICE – also Meetings, Incentives, Kongresse und Events – besser zusammenfinden?

Yvonne Zwick: Es wird zunehmend wichtiger, Veranstaltungen, Messen, Hauptversammlungen und andere Eventformate nachhaltig zu gestalten – von der Logistik bis hin zur Umsetzung. Es gibt da schon viele Ansätze, die in der Praxis funktionieren – auch zum Beispiel bei großen Messen wie der IFA in Berlin oder der Hannover Messe, wo Veranstalter und Austeller Nachhaltigkeit in allen Bereichen pflegen – vom Standbau bis zum Catering.

Dienstleister und Auftraggeber müssen nun gemeinsame Wege finden, um Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und andere nachhaltige Praktiken bei der Planung und Umsetzung ihrer Veranstaltungen zu integrieren. Entscheidend dafür ist der gemeinsame Austausch, um voneinander zu hören und aus der Praxis für die Praxis zu lernen. Das läuft am besten, wenn Unternehmen andere Unternehmen motivieren und erläutern, was bei ihnen funktioniert und sich als tragfähig herausgestellt hat. Das ist viel effektiver, als wenn es von außen in die Community reingetragen wird.

darmstadtium in Darmstadt (Foto: darmstadtium)

BlachReport: Die Veranstaltungsbranche stand früher oft für Überfluss. Wie kann die Initiative Nachhaltige Veranstaltungswirtschaft hier eine Veränderung bewirken?

Yvonne Zwick: Wir haben bereits Transformationsdialoge ohne Teilnahmegebühr organisiert, um zu testen, ob Interesse besteht. Die Resonanz war sehr positiv. Besonders geschätzt wurde das fachliche Wissen, das wir als Verband bieten, sowie die Offenheit der Dialoge. Teilnehmer konnten sich informieren, netzwerken und eigene Ideen einbringen, ohne sich verpflichtet zu fühlen. Dadurch ist eine offene Atmosphäre entstanden, die viele wiederholt angezogen hat. Das hat uns bis an die Kapazitätsgrenzen gebracht. Aufgrund des Erfolgs planen wir nun eine dauerhafte Fortführung mit einem tragfähigen Durchführungs- und Finanzierungskonzept, um den Dialog langfristig zu sichern und Veränderungen sowohl in der Wahrnehmung als auch in der Umsetzung zu bewirken. Letztlich trägt die Plattform dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Dienstleister zu sichern, indem sie ihnen hilft, die gestiegenen Anforderungen zu erfüllen und ihre Nachhaltigkeitsstandards zu erhöhen.

BlachReport: Welche konkreten Vorteile haben die Teilnehmer durch die Initiative?

Yvonne Zwick: Die Teilnehmer erhalten praxisnahe Beispiele und Erfahrungen, die tatsächlich auch betriebswirtschaftlich funktionieren. Zum Beispiel zeigen Caterer, wie sie ihre Ökobilanz verbessern können, ohne die Kundenzufriedenheit zu beeinträchtigen. Solche Praxisberichte sind wertvoll, weil sie direkt umsetzbare Anregungen bieten. Besonders erfolgreich sind Dialoge, bei denen Unternehmen anderen Unternehmen ihre erfolgreichen Nachhaltigkeitsstrategien vorstellen und damit Motivation schaffen. Diese praxisorientierte Herangehensweise ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Man darf nicht verkennen, dass Auftraggeber, die unter die CSRD fallen, verpflichtet sind, über die Nachhaltigkeit ihrer gesamten Lieferkette zu berichten. Das bedeutet, dass sie auch die Nachhaltigkeitspraktiken ihrer Dienstleister berücksichtigen müssen. Eventdienstleister werden daher vermehrt dazu aufgefordert, Nachweise über ihre eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu erbringen, um weiterhin Aufträge von solchen Unternehmen zu erhalten.

BlachReport: Einen erfolgreichen Kick-off vorausgesetzt – wie sehen die nächsten Schritte aus?

Yvonne Zwick: Nach dem Kick-off werden wir die Themen für 2025 planen und denken dabei auch an eine Präsenzveranstaltung im Spätsommer, wo wir dann wieder die ganze Community zusammen holen und Zwischenbilanz ziehen wollen. Dabei hören wir genau hin, welche Impulse die Teilnehmer mitbringen. Wir planen hybride und digitale Formate, um möglichst viele Teilnehmer zu erreichen, und werden auch Veranstaltungen an Orten organisieren, die bereits ein Nachhaltigkeitsprofil haben oder auf dem Weg dorthin sind. Unser Ziel ist es, die Community weiter zu vernetzen und als professionelles Netzwerk zu etablieren. Dabei ist mir die prinzipielle Offenheit für Nichtmitglieder ein großes Anliegen, um gemeinsam in den Dialog zu kommen und das Potenzial zu maximieren.

BlachReport: Vielen Dank für das Gespräch.

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