Wir haben das Archiv geöffnet und nachgeschaut, was die Veröffentlichungen des BlachReport im Laufe des Jahres 2020 geprägt hat. Eigentlich hatten wir vor, so etwas wie eine Corona-Bilanz zu ziehen, sind dann aber wieder davon abgekommen. Die Pandemie hat uns alle dieses Jahr ohnehin viel zu oft beschäftigt. Daher nun ein kurzer Rückblick auf 2020. Ganz ohne Covid-19 ging es aber doch nicht.
Januar
Am 14. Januar 2020 wurde Dortmund zum Hotspot der Veranstaltungswirtschaft. Das International Festival of Brand Experience (BrandEx) wurde zum zweiten Mal veranstaltet und hat mehr als 1.000 Protagonisten der deutschen Livekommunikation in den Westfalenhallen versammelt. Teil des Festivals ist die Verleihung des BrandEx Awards – der Kreativwettbewerb würdigt erfolgreiche Projektumsetzungen in der Livekommunikation und wurde vom Famab, der Messe Dortmund, dem Studieninstitut für Kommunikation und dem BlachReport initiiert.
Direkt im Anschluss fand dann die BOE Messe statt – mit 625 Ausstellern aus 15 Ländern, die sich an zwei Tagen den circa 11.000 Besuchern präsentierten.
Februar
Im BlachReport 3-2020 haben wir erstmals über den „Corona-Hype“ im Editorial geschrieben. Durchaus naiv, wie wir heute finden: „Nach den SARS- und MERS-Pandemien vergangener Jahre gibt es nun eine weitere Bedrohung aus der Welt der Corona-Viren. Der Wuhan-Corona-Virus scheint sich sehr schnell weltweit zu verbreiten. Es gibt eine Quarantäne in Wuhan, wo das Virus vor wenigen Wochen erstmals als Krankheitserreger diagnostiziert wurde, die WHO schlägt Alarm, Lufthansa und British Airways stellen ihre Flüge in die Region ein, Firmen rufen ihre Mitarbeiter zurück oder schicken sie gar nicht erst los und die Wirtschaftsweisen haben schon berechnet, welche Auswirkungen in Euro und Dollar zu befürchten sind.“
Das Editorial endete mit den beiden Sätzen: „Wahrscheinlich ist das momentan alles noch nicht so wichtig. Ich befürchte aber, dass uns Wuhan-Corona noch einige Zeit beschäftigen wird.“ Das hat sich leider als zutreffend herausgestellt.
März
Der März wurde dann leider zum Lockdown-Monat und führte in der Folge zur Absage und/oder Verschiebung nahezu aller Messen und Events. Schwamm drüber . . .
April
Die MICE-Branche goes digital: Messen und Events entwickelten immer mehr Alternativen zu physischen Begegnungen, die nicht mehr möglich waren. Eine dieser Entwicklungen war die Virtual Venue Plattform von Proske, die dann in der Folge dazu führte, das 2020 zum bisher erfolgreichsten Jahr in der langjährigen Geschichte dieser Agentur wurde.
Mit der Virtual Venue Plattform können Unternehmen ihre Meetings und Veranstaltungen in Echtzeit in einer virtuellen Umgebung durchführen. Sie offeriert folgende Features: Einbindung in existierende Technologien wie Event-Apps, Voting-Systeme, Virtual und Augmented Reality, Schnittstellen zu Teilnehmer-Management-Systemen, volle Kompatibilität mit Video-Konferenz-Lösungen, Integration von Branding und Design, Aufbau analog/digitaler Messe- Meetingräume.
Vergleichbar mit Konzepten aus der Gaming-Branche ist das Ziel der virtuellen Veranstaltungsplattform, die Aufmerksamkeit der Besucher über eine Vielzahl von Inhalten und über digitale, interaktive Features fokussiert auf der Plattform zu halten. René Proske: „Dabei wird deutlich, dass anders als bei realen Veranstaltungen, die Teilnehmer noch stärker in das Kommunikationskonzept eingebunden werden müssen.“ Die nächste Version von Virtual Venue, die wieder direkt bei Proske entwickelt wird, soll in den nächsten auf den Markt kommen.
Mai
Schon traditionell bringt im Mai das Meeting- & EventBarometer 2019/2020 aktuelle Informationen über den Veranstaltungsmarkt und analysiert dafür das Vorjahr. Demnach konnte die deutsche Tagungs- und Kongressbranche auf ein weiteres Rekordjahr – also 2019 – mit steigenden Teilnehmerzahlen zuurückblicken. Der deutsche Tagungs- und Kongressmarkt hatte 2019 einen neuen Rekord erreicht: Rund 423 Millionen Menschen nahmen an Tagungen, Kongressen und Events in den deutschen Veranstaltungsstätten teil. Das bedeutet einen Zuwachs von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und stellt gleichzeitig ein neues Allzeit-Hoch dar. Die Zahl der Veranstaltungen blieb mit 2,89 Millionen verglichen mit dem Jahr 2018 konstant.
Auch die Internationalisierung des Veranstaltungsmarktes in Deutschland setzte sich 2019 fort. Der Anteil ausländischer Teilnehmer betrug durchschnittlich 10,2 Prozent und entspricht somit 43,2 Mio. Teilnehmer aus dem Ausland – eine Steigerung von 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den letzten vierzehn Jahren hat sich die Zahl ausländischer Teilnehmer somit verdreifacht (2006: 14,3 Millionen).
Juni
Mit einem flammenden Appell will die Veranstaltungsbranche auf ihre schwierige Situation während der Covid-19 Krise aufmerksam machen und ruft zur „Night of Light“ auf. Ein anspruchsvolles Projekt, um auf die desolate Lage der Veranstaltungswirtschaft hinzuweisen. Ob Business-Events, Incentives, Tagungen, Kongresse, Konzerte, Festivals, Stadtfeste oder Theateraufführungen: seit dem 10. März 2020 ist der Veranstaltungswirtschaft faktisch die Existenzgrundlage entzogen. Jegliche Art von Großveranstaltungen sind aufgrund der Covid-19 Krise untersagt.
Bei der Aktion „Night of Light“ in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 haben dann viele tausend Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft sowie Event-Locations, Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Tagungshotels und sonstige Aufführungsorte wie Theater, Philharmonien, Konzerthallen und Schauspielhäuser in ganz Deutschland bundesweit ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit roter Beleuchtung illuminiert, um auf ihre dramatische Situation aufmerksam zu machen.
Juli
R.I.F.L.E., das Research Institute for Exhibition and Live-Communication, hat eine Metastudie über die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Veranstaltungsbranche veröffentlicht, deren Brisanz langsam deutlich wird. Demnach ist die Veranstaltungswirtschaft in Deutschland nicht nur irgendeine Branche, sondern die sechstgrößte Wirtschaftsbranche. Hier sind etwa 1,5 Millionen Mitarbeiter beschäftigt und es werden knapp 130 Milliarden Euro direkt umgesetzt.
Inhaltlich getragen wurde die Metastudie von gleich elf Verbänden. Entstanden ist diese – auch für die Zukunft – maßgebliche Untersuchung unter Begleitung der International School of Management und der Technischen Universität Chemnitz innerhalb kürzester Zeit.
August
MCI Deutschland präsentiert im August eine aktuelle Studie zur Akzeptanz virtueller Events. Ergebnisse: Der konkrete Nutzwert vieler Features, die bei virtuellen Events zum Tragen kommen, scheint zwar vielen klar, doch sind die meisten bei der praktischen Umsetzung noch zögerlich. So wurden zwar Inhalte der angebotenen Downloads heruntergeladen (64%) und der Content auch später noch genutzt (57%). Doch nur jeder Dritte nahm auch die intelligente Suchfunktion, AR-Content, Socializing-Tools oder eine Live Übersetzung wahr. „Für uns ergibt sich aus diesen Teilergebnissen, dass die Benefits solcher Funktionen noch viel deutlicher als bisher kommuniziert werden sollten“, so Andreas Laube von MCI.
Teilnehmer virtueller Events vermissen am meisten spontane Gespräche (70%), das persönliche Kennenlernen (68%), den informellen Austausch (64%) und die Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen (62%). Auf die Fragen „Was macht den Reiz von Face-to-Face-Events aus?“ kamen als Antworten: Produkte mit allen Sinnen erleben und anfassen zu können (66%), die Atmosphäre vor Ort mit allen Sinnen zu erfassen (62%), dem eigenen Alltag zu „entfliehen“ (58%) sowie emotional involviert zu sein (56%).
September
Viele tausend Teilnehmer aus allen Bereichen der Veranstaltungswirtschaft verzeichneten die Veranstalter bei der Großkundgebung #AlarmstufeRot am 9. September in Berlin in Berlin. Mit der Aktion konnte eindringlich auf die desolate Lage der Branche im Zuge der Covid-19 Pandemie aufmerksam gemacht werden. Regierungsvertreter und Bundestagsabgeordnete aus fast allen politischen Lagern gaben Statements ab und versicherten ihre Unterstützung für die akuten Probleme in diesem Wirtschaftszweig. Prominente Künstler wie Herbert Grönemeyer, Till Brönner oder auch BossHoss leisteten Unterstützung beim Rettungsdialog auf der Bühne am Brandenburger Tor. Alle wichtigen Medien bis zur Hauptausgabe der Tagesschau haben umfangreich berichtet.
Oktober
Im Zuge der Covid-19 Pandemie und den damit einhergehenden Veranstaltungsverboten sind in den vergangenen Monaten als Alternativlösung zahlreiche Streaming-Studios entstanden. Viele dieser Studios hatten wir in unseren Medien bereits vorgestellt. Im Oktober haben wir uns noch mal die Mühe gemacht, sie in einer Marktübersicht Streaming-Studios zusammenzufassen, die dann in der Ausgabe 20 erschien. Mittlerweile sind noch einige Studios dazugekommen.
November
2020 war bisher kein gutes Jahr für die Veranstalter von Event Awards. Dennoch konnten zumindest die Initiatoren des BrandEx Award ein versöhnliches Fazit nach dem Ablauf der Einreichungsfrist für den Award 2021 ziehen. Immerhin gab es mehr als Einreichungen. Der BrandEx Award lebt! Die Verleihung der Awards wird für den 3. März 2021 geplant.
Dezember
Die internationale Fachmesse für Erlebnismarketing BOE International wird vom Januar in den Sommer 2021 verschoben. Als Veranstalter reagiert die Messe Dortmund damit auf die jüngste Entwicklung der Corona-Pandemie. Die Messe soll jetzt am 9./10. Juni als BOE RED stattfinden.