Im einem Online-Clubabend widmete sich der Marketing Club Österreich kürzlich dem Thema „Virtuelle Messen – Best Cases und Learnings“. Insgesamt sechs Experten gaben dabei unter der Moderation von Katharina Sigl Einblicke in ihre Businesswelt rund um erfolgreiche und weniger erfolgreiche Online-Events: Sebastian Berloffa (Enteco Concept), Elisabeth Biedermann (Reed Messe Wien), Laura Brunbauer (Österreich Werbung), Gerhard Hauser (Flave), Thomas Makrandreou (ABB) sowie Beatrice Schmidt (Weka Industrie Medien).
„Wir müssen endlich lernen, dass die digitale Community ganz anders tickt, als die physische“, sagte Elisabeth Biedermann, Director Brand- and Corporate Communications RX Austria & Germany und kritisierte dabei schlecht umgesetzte Online-Konzepte. „Wer das kapiert, wird auch ganz schnell merken, dass ,Hybrid’ kein One-Way-Ticket in die digitale Welt während ein paar Veranstaltungstagen ist, sondern dass sich dahinter eine datengetriebene Welt verbirgt, in der unsere künftigen Geschäftsmodelle zu finden sind.“
Ein Umdenken innerhalb der Branche forderte auch Laura Brunbauer, Partner Management/Manager Special Projects bei der Österreich Werbung: „In immer kürzeren Zyklen kommen neue Trends, Meeting-Formate, Innovationen, digitale Geräte und Technologien auf den Markt und bedürfen eines Umdenkens. Aber gerade die Pandemie hat uns besonders vor Augen geführt, dass etablierte Denkmuster und Geschäftsmodelle über Nacht obsolet werden können. Und gleichzeitig, dass sich manche Veränderungen schneller als erwartet ,normal’ anfühlen.“ Sie sprach auch von internationalen Vorteilen: „Im Meeting-Bereich werden hybride Events zum Zukunftskonzept. Jene Länder, die sich digital am besten präsentieren, sichern sich nachhaltig einen Wettbewerbsvorteil.“
Wie es gelingen kann berichtete Gerhard Hauser, Geschäftsführer bei Flave: „Emotionalisierung und Abgrenzung vom klassischen Daily Business der Videocalls und Webinare sind zentrale Erfolgsfaktoren für virtuelle Events.“ Hauser sieht Interaktion und Gamification als wahre Booster für Verweildauer und Conversion an: „Die Tracking Möglichkeiten sind vielfältig, umso wichtiger ist es klar zu definieren, welche KPIs wichtig sind und was die Ziele der virtuellen Veranstaltung sind.“
Von Folklore sprach Elisabeth Biedermann, Director of Brand & Corporate Communication, Reed Messe Wien: „Austellermessen wurden erfunden, um Produktneuheiten zu präsentieren. Im 21. Jahrhundert wartet selbstverständlich kein B2B Unternehmen ein Jahr, um Neuigkeiten dem Markt schmackhaft zu machen, daher haben viele inzwischen eher einen Folklorecharakter und das gemeinsame Bier am Stand wird zum Lead.“ Sie meint, dass inzwischen jedes namhafte Corporate auf diese Form der Produkt- und Content-Präsentation setzt: „Potentielle Kunden werden auf virtuelle Plattformen eingeladen bzw. über Marketingautomation den Leadfunnel auch in diese Richtung gelenkt.“
Drei Tipps lieferte Sebastian Berloffa, Managing Partner, Enteco Concept: „Erstens ‚digitale Events‘ sind eine Commodity. Das bedeutet, man sollte sich anschauen, wie man Systemprozesse firmenintern umstellen kann. Zweitens braucht es immer einen Omnichannel-Ansatz, um seine Besucher wirklich überall zu erreichen.“ Der dritte Tipp bezieht sich auf die Wochen und Monate davor und danach: „Das Ein-Tages-Mindset ist out. Ein Kunde möchte nicht nur am Messetag selbst beraten werden, sondern 365 Tage im Jahr.“
„Die zahlreichen Vorteile von virtuellen und hybriden Veranstaltungen werden diesen auch nach den Einschränkungen und teils Notwendigkeiten der Covid-19 Pandemie eine Daseinsberechtigung garantieren. Wir müssen deshalb lernen, die digitalen Möglichkeiten vorteilhaft zu nutzen“, brachte es Thomas Makrandreou, Global Communication Manager, ABB, zusammenfassend auf den Punkt. „Gänzlich ersetzen können virtuelle Veranstaltungen den persönlichen Kontakt nicht – sie können diesen aber sinnvoll ergänzen.“
Zum Abschluss fasste Katharina Sigl, Geschäftsführerin bei Redstep und Moderatorin des digitalen Clubabends die Aussagen zusammen: „Es ist wenig sinnvoll reale Messen 1:1 und ohne Adaption in den virtuellen Raum zu verlegen.“ Laut Sigl steht und fällt ein erfolgreiches Online-Event mit frischem und relevantem Content vor jeder Veranstaltung: „Leads möchten mit mutigen Formaten überrascht werden. Und ganz wichtig ist auch die Sicherung der Lead-Nachbearbeitung.“