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Branchenverbände veranstalten Parlamentarischen Abend

1987

Über 70 Abgeordnete und deren Referenten sind am 20. Oktober einer Einladung der Verbände des Forum Veranstaltungswirtschaft zu einem Parlamentarischen Abend gefolgt. Sie ließen sich von den Vertretern der sechs Verbände im Haus der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft über die aktuellen Herausforderungen der Branche und ihre Erwartungen an die Politik informieren.

Schirmherrin des Abends war die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von Bündnis 90/Die Grünen. In ihrer Eröffnungsansprache betonte sie die besondere Bedeutung der Veranstaltungswirtschaft für den Zusammenhalt der Gesellschaft und skizzierte die Auswirkungen der Energiepreisexplosion, der Inflation und der fortwirkenden wirtschaftlichen Folgen auf die Veranstaltungswirtschaft.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Podiumsgespräch mit drei Unternehmern der Branche, Henning Könicke, Geschäftsführer der AFAG GmbH, Jana Radomski, soloselbständige Inhaberin von Lichtstärken Veranstaltungstechnik, und Dieter Semmelmann, geschäftsführender Gesellschafter bei Semmel Concerts. Sie erläuterten den Gästen des Abends die aktuelle Situation des Wirtschaftszweigs und dessen zukünftige Herausforderungen aus dem Blickwinkel der Praxis. Im Anschluss stellten die Repräsentanten der Wirtschaftsverbände die Erwartungen des Wirtschaftszweig an die Politik sowie die aus ihrer Sicht erforderlichen Rahmenbedingungen vor.

Alle Verbandsvertreter des Forums Veranstaltungswirtschaft veranschaulichten dann beim Netzwerken, dass eine Maskenpflicht sowie Kapazitätsbegrenzungen erneut zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen in allen Segmenten der Veranstaltungswirtschaft führen würde. Bereits in den letzten zwei Jahren habe sich deutlich gezeigt, dass Messe- und Konferenzbesucher nicht bereit seien, sich mit einer Maske stundenlang in Veranstaltungshallen aufzuhalten, hieß es. Gleiche Erfahrungen machten die Kulturveranstalter, deren Publikum lieber auf eine Veranstaltung verzichteten, da sie sich durch eine Maske in dem angestrebten Genuss eines Konzerterlebnisses eingeschränkt sähen.

Forum Veranstaltungswirtschaft beim Parlamentarischen Abend

„Trotz eines überwiegend guten Sommergeschäftes sind die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Betriebe der Veranstaltungswirtschaft noch lange nicht überwunden. Die umfangreichen Hilfen werden verpuffen, wenn es jetzt nicht weitere Maßnahmen gibt, um die Unternehmen vor einer weiteren Nullrunde im Winter zu bewahren. Inflation oder hohe Energiekosten erschweren die Situation zusätzlich. Wenn wir erneut über Kurzarbeitergeld reden, braucht es daher von Beginn an aufgestockte Leistungen. Wichtig ist auch die Förderung der Weiterbildung in dieser Zeit, weil sie berufliche Perspektiven unterstützt“, sagt Linda Residovic Geschäftsführerin des VPLT.

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Die Musikclubs teilten mit, dass eine Pflicht zur Maske bei ihnen einem Lockdown gleichkäme. „Sollte die Maskenpflicht in der geplanten Form in Kraft treten, wird die Lage für Clubs und Musikspielstätten bundesweit noch dramatischer, als sie es jetzt schon ist. Hinzu kommt, dass die Veranstaltungsbranche in besonders schweren Zeiten der letzten zwei Jahre nur aufgrund von Förderungen und Hilfsprogrammen überleben konnte. Dass für die kommenden Monate keine Förderungen geplant sind, gefährdet die Existenz vieler Clubs und Musikspielstätten“, meint Pamela Schobeß, Vorstand der LiveKomm, die drohende Szenerie.

Professor Jens Michow, Präsident des BDKV, fügt hinzu: „Die Ticketverkäufe bei in diesem Jahr neu geplanten Veranstaltungen sind erschütternd.“ Zufriedenstellend liefe es nur bei den Top-Acts. Dem stünden aber Tausende schlecht laufender mittlerer und kleinerer Events gegenüber, die die kulturelle Vielfalt gewährleisteten. In den vergangenen zwei Jahren hätten die Veranstalter nur mit der Wirtschaftlichkeitshilfe des Sonderfonds für Kulturveranstaltungen überleben können. „Daher sind wir außerordentlich erfreut über die Signale aus Berlin, dass nun doch geplant werde, den Sonderfonds in das Jahr 2023 hinein zu verlängern. Dies ist nämlich nicht nur erforderlich, um zukünftige pandemiebedingte Veranstaltungsabsagen abzusichern, sondern auch das Publikum vor Insolvenzrisiken der Veranstalter zu schützen.“ Es sei völlig unverantwortlich, wenn man Veranstalter ohne irgendeinen Rettungsschirm im Regen stehen ließe, klagt Michow.

„Wir brauchen auch dringend Optionen für die Messebetriebe, die es ihnen ermöglichen, bei den ständig steigenden Energiepreisen ihre Hallen weiter zu betreiben. Millionen Quadratmeter Ausstellungs- und Aktionsfläche müssen beheizbar sein, da Menschen bei Minusgraden Messen nicht besuchen werden. Die Energiepreise stehen der Nutzung jedoch entgegen. Hier brauchen wir dringend Unterstützung seitens des Wirtschaftsministeriums“, mahnt Henning Könicke, Vorstand des FAMA.

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„Wenn Veranstalter nicht veranstalten, wenn Clubs schließen, wenn Veranstaltungen nicht mehr funktionieren, weil niemand mehr Tickets kaufen kann oder Maskenpflicht besteht, dann geraten die selbständigen Dienstleister in eine Situation, die einem Tätigkeitsverbot gleichkommt. Es muss daher jetzt klargestellt werden, welche Hilfsmaßnahmen dann für die Selbständigen greifen“, so Marcus Pohl, Vorsitzender der isdv.

„Über 80 Prozent der Hallen sind direkt oder indirekt von der Gasversorgung abhängig. Es besteht große Unsicherheit, wie der Betrieb über den Winter sichergestellt werden kann. Dazu kommt schon jetzt eine Vervielfachung der Energiekosten. Wenn die Hallen nicht mehr öffnen können, hat kein Veranstalter mehr die Möglichkeit, seinen Beruf auszuüben, selbst wenn es keine Maskenpflicht und keine Kapazitätsbegrenzung gibt. Wir brauchen dringend Antworten der Bundesregierung, was dann geschehen soll“, ist Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC, sicher.