Wir haben Mitte Oktober, die Infektionszahlen steigen wieder an, Zukunftsangst wächst, Frust macht sich breit. Überall? Nein. Zwar denken viele wegen der unklaren Aussichten mit Unbehagen an die kommenden sechs Monate; dennoch hat man das Gefühl, das gerade eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im MICE Business entsteht. Auf der einen Seite igelt man sich ein in der Pandemie, zieht den Kopf ein, atmet flach und hofft, dass die Pandemie irgendwann vorüber ist. „Es wird einfach verschwinden“, hat es der von seinem eigenen Verständnis her „großartige“ US-Präsident in seinen eigenen Fake News vorausgesagt.
Auf der anderen Seite ist so etwas wie Aufbruchswillen bemerkbar. „Jetzt erst recht“, heißt es da. Ärmel werden hochgeschoben. Wenn es denn erforderlich ist, kleinere Veranstaltungen durchzuführen: Was können wir tun, um das mit frischen Ideen umzusetzen? Wie entwickeln wir daraus ein Geschäftsmodell? Und wenn es denn mit einem höheren oder gar hohen Digitalanteil verbunden ist: Warum sollten wir das nicht machen und darauf aufbauend Ideen für die Zukunft entwickeln?
Nicht das wir uns falsch verstehen: Das soll nicht zu einer weiteren Durchhalteparole á la „wir schaffen das“ werden. Eigentlich möchte ich eher dazu aufrufen, sich mit den Gegebenheiten intensiv auseinanderzusetzen und eigene Modelle (zumindest) für die nahe Zukunft zu erarbeiten. Was das im Einzelfall sein könnte, kann ich nicht sagen. Dafür ist die Branche in ihren Aufgaben und Tätigkeiten zu heterogen. Aber wenn ich höre, dass Sascha Poddey von music4friends mittlerweile musikalische Programme für Online-Events anbietet, die Deutsche Messe nicht nur ein Streaming-Studio eröffnet, sondern eine ganze Infrastruktur für Live-, Digital- oder Hybrid-Events installiert oder die fischerAppelt Group mit ihren Unternehmen zusammenrückt und so etwas wie das konzeptionelle Digital Live Experience nutzt, um selbst den Kommunikationsanforderungen größter Unternehmen und Institutionen gerecht zu werden, muss ich einfach sagen: Hut ab!
Um die – berechtigte – Forderung nach finanzieller Unterstützung und Überbrückungshilfen kümmern sich derzeit einige der Branchenverbände beziehungsvorweise vorweg das Aktionsbündnis #AlarmstufeRot. Ich weiß nicht, wohin das führt und ob es überhaupt jemals zu etwas führt; dafür ist mir klar, dass das große Sterben in dieser Branche begonnen hat. Mittlerweise erreichen uns im Wochentakt entsprechende Meldungen und man kann davon ausgehen, dass wir von den meisten Insolvenzen überhaupt nichts erfahren.
Insofern: Bitte orientieren Sie selbst im „neuen Normal“, ziehen Sie ein Fazit, was Sie am besten können und schieben die Ärmel ebenfalls hoch. Wenn Sie sich jetzt selbst nicht helfen, wird es möglicherweise keiner tun.
Herzlichst
Ihr Peter Blach