Start Meinung First in, last out?

First in, last out?

2012

Warum digitale Events der Live-Kommunikation nicht das Wasser reichen können – Statement von Raiina Grünsch, stellvertretende Geschäftsführerin bei der Agentur Jens Pelikan & Friends

First in, last out. Wohl kein anderer Satz bringt es besser auf den Punkt als das, was die Livekommunikationsbranche seit Beginn des Jahres erfahren muss. Die sechsgrößte Branche Deutschlands steckt inmitten einer heftigen Krise und muss mehr denn je ums Überleben kämpfen.

„Manchmal fühlt es sich schon so an, als wäre alles vorbei“, so Jens Pelikan, Inhaber und Geschäftsführer von jens pelikan & friends. Zumindest trifft dies auf die Branchen- und Arbeitswelt zu, wie wir sie bisher kannten. Digitale und virtuelle Konzepte haben in den letzten Monaten eine noch nie dagewesene Bedeutung in der (Live-) Kommunikation errungen. Die Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken, sondern bereits gegenwärtig. Ganze Veranstaltungen und Messen wurden innerhalb von kürzester Zeit in eine digitale und/oder virtuelle Welt übertragen.

Doch ist das die Zukunft? Können digitale und virtuelle Konzepte die Live-Kommunikation ersetzen oder gar verbannen?

Eine Krise fordert Existenzen und birgt viele Unsicherheiten. Denn wer hat schon Covid-19 kommen sehen und war darauf vorbereitet? Dennoch bleibt ein Ziel: gestärkt aus der Situation hervorgehen. Das mag für all‘ diejenigen, die gerade um ihre Existenz kämpfen, wie ein mieser Scherz klingen. Und dennoch birgt die gegenwärtige Krise auch Chancen und Perspektiven für die Live-Kommunikationsbranche. Wohl in keinem anderen Jahr wurden so viele Veranstaltungen im virtuellen oder digitalen Raum angefragt, geplant und umgesetzt wie in 2020. Doch kann man deswegen gleich von einem kompletten Wandel der Live-Kommunikation sprechen und einem interdisziplinären Kommunikationsinstrument seine Daseinsberechtigung absprechen?

„Die Live-Kommunikation lebt von persönlichen Begegnungen und aktiven Erlebnissen. Und auch, wenn on site-events gerade nicht so stattfinden können wie wir sie kennen, bedeutet es doch nicht, dass es den Bedarf in Zukunft nicht geben wird“, meint Jens Pelikan. Und darin liegt auch die Chance der aktuellen Situation. Wir gewinnen Zeit. Zeit, Dinge zu durchdenken, Zeit, Strategien zu entwickeln und das Geschäftsfeld der Live-Kommunikation zu überarbeiten und zu optimieren.

Die Eventagentur jens pelikan & friends kam das erste Mal im Jahr 2018 mit der digitalen Eventwelt in Berührung. Da war von Covid-19 noch keine Rede. Dem Kunden war es damals sehr wichtig, die Inhalte der geplanten EMEA Konferenz an so viele Mitarbeiter wie möglich zu kommunizieren. Doch dem Budget waren natürlich Grenzen gesetzt. In der Konzeptionsphase entstand letzten Endes ein interaktives hybrides Eventkonzept, welches großen Anklang fand.

Hybrid-Events bieten demnach offensichtliche Vorteile gegenüber traditionellen Events. Unser Auftraggeber war mit seinem hybriden Eventformat nicht mehr an physische oder geografische Grenzen gebunden und hatte somit die Möglichkeit, eine maximale Reichweite für die Kommunikation seiner Inhalte zu erlangen. Natürlich konnten wir für unseren Kunden auch eine Kosteneffizienz bewirken. Denn Reisekosten, Arbeitsausfall durch An- und Abreise sowie Kost und Logis blieben ihm für so einige Mitarbeiter erspart.

Es scheint, dass digitale, virtuelle und hybride Events durchaus ihre Daseinsberechtigung haben, ihren Weg in die Praxis gefunden haben und zur Eventbranche gehören. Trotzdem kann man nicht sagen, dass ein Format besser oder wirksamer ist als das andere. Ist es nicht vielleicht eher so, dass die Event- und Livekommunikationsbranche dadurch eine Bereicherung erfährt und jeder Kunde dadurch individueller betreut werden kann?

Jens Pelikan sieht das so: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, und nicht dem Angler. Unsere Agentur ist in der Live-Kommunikation groß geworden, und wir werden auch nie vergessen, wo wir herkommen. Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht wissen wann es wichtig ist, sein Portfolio zu überarbeiten und zu ergänzen. Wir sehen die Digitalisierung als ein zusätzliches Instrument, dessen wir uns bei Konzepten bedienen können. Dass digitale Events nun aber die Zukunft sind und Live-Events an Bedeutung verlieren, davon möchte ich mich ganz klar distanzieren.“

Somit stellt sich auch die Frage, ob bei digitalen Begegnungen überhaupt reale Emotionen entstehen können. Denn wie wohl alle Marketer wissen, sind Emotionen die heimlichen Treiber in der Live-Kommunikation. Studien aus der Psychologie weisen nach, dass eine persönliche Erfahrung deutlich stärker erlebt und länger gespeichert wird als digitale Kontakte. Und genau darauf basieren auch Live-Events. Erlebnisse aktivieren, sorgen für Interaktion und emotionalisieren. Das ist der Grund, warum die Live-Kommunikation seit vielen Jahren als Instrument genutzt wird, um Botschaften langfristig beim Konsumenten zu platzieren und die klassische Kommunikation ergänzt. Bei einem Marketingevent können die Produkte und Botschaften nicht nur live inszeniert, sondern die Geschichte hinter der Botschaft erlebbar gemacht werden. Denn: Erzählen kann jeder, erleben muss man selbst.

Digitale Events scheinen demnach durchaus eine Ergänzung des Eventformat-Portfolios zu sein und sind auch gerade in der jetzigen Krise für einige Unternehmen die einzige Möglichkeit, Inhalte zu teilen und zu kommunizieren – doch die Grenzen der digitalen Eventformate werden immer deutlicher.

Nicht nur im privaten Bereich wünscht man sich die persönlichen Begegnungen, sondern auch im geschäftlichen Miteinander. Der USP unserer Branche ist und bleibt die Stärke der persönlichen Kommunikation. Echte Emotionen brauchen echte Erlebnisse. Das ist unsere Überzeugung. Digitale Events ergänzen mehr denn je unser Portfolio, doch das Wasser können sie Live-Events deswegen noch lange nicht reichen.

First in. Last out. Ein Satz, der die Eventbranche seit Monaten stark verbindet und für die Zukunft prägt. Doch wirft man einmal einen optimistischeren Blick auf die damit einhergehenden Entwicklungen, so gibt es wohl keine andere Branche, die so stark von Menschen, Erlebnissen und Emotionen geprägt ist – und der Bedarf der persönlichen Begegnungen ist größer denn je.

First in. Last out. Eine Branche, die die Auswirkungen der Covid-19 Krise vielleicht am stärksten und längsten spürt, jedoch auch eine Branche, dessen Daseinsberechtigung und Potenzial nie größer war.

Statement von Raiina Grünsch, stellvertretende Geschäftsführerin bei der Agentur Jens Pelikan & Friends. Die Agentur Jens Pelikan & Friends betreibt seit über zehn Jahren erfolgreiches Live-Marketing. Dabei setzt das Team auf die ganzheitliche Integration von Live-Maßnahmen in den Kommunikationsmix.