Start Meinung Michael Terwint/btl next empfiehlt Live mit Rückfallszenario

Michael Terwint/btl next empfiehlt Live mit Rückfallszenario

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Die Covid-19 Pandemie führt in der Veranstaltungsbranche bei Auftragsgebern wie Eventagenturen und bei Dienstleistern zwangsläufig zu nachhaltigen Veränderungen. Business-, Veranstaltungs- und Arbeitsmodelle sind im Wandel, die Integration neuer Technologien und die Umsetzung innovativer Konzepte erleben einen wahren Boost. Was das bedeutet, wollte der BlachReport von Michael Terwint, Geschäftsführer beim Medientechnik-Dienstleister btl next in Düsseldorf, wissen.

BlachReport: Wo positioniert sich Ihr Unternehmen heute nach rund eineinhalb Jahren Pandemie in einer sich im Wandel befindlichen Eventbranche?

Michael Terwint: Wir fragen uns eigentlich weniger, wo wir stehen, sondern wo wir hinwollen. Wir sehen uns heute als Innovationstreiber und Experte für Digital- und Hybrid-Events. Im vergangenen Jahr setzten wir für unsere Kunden rund 300 Online-Events um und haben bereits im April 2020 unser erstes Studio in Düsseldorf eröffnet. Mittlerweile unterhalten wir zwei Studios in Berlin, ein Studio in München sowie zwei bis drei Partnerlocations mit Studios wie die Eventresidenz in Düsseldorf. Wir können heute jede Veranstaltung professionell umsetzen und unseren Kunden passgenaue Alternativen für alle Situationen anbieten. Das wollen wir weiter ausbauen.

BlachReport: Wie sind Sie mit Ihrem Unternehmen durch diese Zeit gekommen? Gab es Veränderungen im Unternehmen und bei den Leistungen?

Michael Terwint: Ganz sicher haben wir alle eine schwierige und angespannte Situation durchleben müssen. Paradox war die erforderliche Kurzarbeit in vielen Bereichen und gleichzeitig die Mehrarbeit in manchen Segmenten, um das Unternehmen sicher durch dieses ausgesprochen schwierige Fahrwasser zu manövrieren und die Arbeitsplätze bestmöglich zu sichern. Als Servicepartner für Messegesellschaften wurde man in dieser Situation nicht unbedingt glücklich. Auf der anderen Seite entstanden viele Jobs in Streaming-Studios und damit bleibt der Kopf oben.

Wir konnten während der Pandemie bereits zahlreiche Projekte und auch Produkte entwickeln, die Fortbestand haben werden. Vielleicht wäre uns das ohne diese extreme Situation nicht gelungen oder wäre im Tagesgeschäft verloren gegangen. Darüber hinaus haben wir die Phase genutzt, um in Schulungen und Expertise zu investieren. Damit haben wir eine höhere Inhouse-Qualifikation im Vergleich zu Freiberuflern. Das war vorher nicht immer so.  Weiterhin haben wir unsere digitalen und hybriden Leistungen ausgebaut und zertifizierte Hygienebeauftragte im Team, die dem Kunden bei Bedarf helfen, das passende Hygienekonzept für den Livebereich zu entwickeln und umzusetzen. Wir sehen uns daher heute sowohl als Berater als auch als Problemlöser. Möglicherweise war das auch vorher schon nicht anders, aber heute sind wir uns dessen bewusst.

Zusätzlich hat sich das Unternehmen in das Thema 3D-Welten stark eingebracht. Orientierung dafür bot der Gamingbereich, wo es in dieser Hinsicht viel zu entdecken gab. Hier haben wir vieles ausprobiert, manches hat nicht sofort funktioniert, war aber notwendig für die weitere Entwicklung. Das wird auch von unseren Kunden so gesehen, die diese Phase interessiert begleiteten und sogar mit der gebotenen Fehlertoleranz genutzt haben.

BlachReport: Was würden Sie Auftraggebern empfehlen, die mit der Anfrage für einen Event zu Ihnen kommen, der in den nächsten sechs Monaten stattfinden soll? Wie können Sie Ihre Auftraggeber bei der Umsetzung dieser Events begleiten?

Michael Terwint: Bei der Planung und Durchführung sollten unsere Auftraggeber unbedingt flexibel bleiben. Unseren Kunden würden wir dennoch zu Live-Veranstaltungen raten. ‚Trau‘ Dich doch‘, muss die Maxime sein. Die Unterstützung für eine sichere Umsetzung können wir gewährleisten. Aus unserer Sicht muss daher der Druck zur Durchimpfung der Bevölkerung bleiben, um dauerhaft für alle ein sicheres Liveerlebnis schnellstmöglich in Aussicht zu stellen. Mit Blick auf die aktuelle Situation empfehlen wir, Live-Veranstaltungen zu planen, würden dabei aber zwei Rückfallszenarien anbieten. Unbedingt müssen alle Beteiligten die Stornobedingungen im Auge behalten, um das wirtschaftliche Risiko weitestgehend zu minimieren. Was uns noch fehlt, wären Hilfefonds für Business-Events, so wie das aktuell in der Kulturbranche bei der Umsetzung von Veranstaltungen passiert.

BlachReport: Was ist Ihre Zukunftsvision für Ihr Unternehmen? Welche Erwartungen haben Sie an die nächsten 12 bis 18 Monate?

Michael Terwint: Unser Ziel ist es, unsere Positionierung zu erweitern und unsere Stellung im Markt als Experten weiter auszubauen. In der Vergangenheit erzielten wir bis zu 60 Prozent der Umsätze im Messegeschäft. Das ist uns durch die Corona-Pandemie komplett weggebrochen, Messen fanden ja nicht oder kaum noch statt. Im nächsten Jahr wollen wir trotzdem nahe an die Umsätze von 2019 zurückkommen. Aktuell füllen sich zum Beispiel die Optionsbücher bei D’Live merklich, weil Tourneeveranstalter schon wieder die großen Hallen anfragen. Das ist zwar nicht unser Business, es deutet auf einen großen Nachholbedarf hin. Auch für den Bereich Kongresse, Messen und Events ist nach dieser langen Durststrecke viel zu erwarten. Es wird wieder mehr werden, aber sicherlich anders sein – und das ist abhängig vom Veranstaltungsformat beziehungsweise von der Veranstaltungsart.

BlachReport: Und rein spekulativ gedacht: wie werden Veranstaltungen im kommenden Jahr aussehen?

Michael Terwint: Die digitalen Anteile werden bleiben, aber nicht mehr nur das Beiwerk für Live sein. Digitale Events haben ihre vielen Vorteile aufgezeigt, wie zum Beispiel die Steigerung der Reichweite und die Selektion der Teilnahme. Eine professionelle Umsetzung dieser Formate genießt auch künftig absolute Priorität. Eins steht jedoch fest: Digital kann viel, doch das Networking bei Live-Events ist nicht zu ersetzen. Insofern werden viele erfolgreiche Events künftig aus der richtigen Kombination beider Welten bestehen.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.

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