Start Meinung Heidrun Scholten von George P. Johnson über die EXPO Dubai

Heidrun Scholten von George P. Johnson über die EXPO Dubai

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Heidrun Scholten, Senior Director Strategy & Marketing bei der Agentur George P. Johnson, war Teilnehmerin beim BlachReportDialog in Abu Dhabi und hat in diesem Zusammenhang mit der Gruppe die EXPO in Dubai besucht. Nachfolgend ihre persönlichen Eindrücke.

Expo 2020 Dubai – was ist zu erwarten von einer Expo, die in Noch-Pandemie Zeiten durchgeführt wird und die den Namen aus dem Vorjahr trägt? In einer Zeit in der Nachhaltigkeit – unter dessen Motto die Expo auch läuft – man doch eher umweltfreundlich anreisen sollte? Und ist ein solcher Großevent überhaupt noch zeitgemäß? Fragen, die ich mir stellte, nachdem ich die Gelegenheit bekommen habe, zur Expo zu reisen.

Unter dem Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ nehmen 192 Länder an der Weltausstellung teil, die insgesamt sechs Monate dauert. Jedes Land ist einem der drei Kernthemen Mobilität, Nachhaltigkeit und Chancen zugeordnet. Um auch Teilnehmer, die nicht dorthin reisen können, mit einzubeziehen, werden viele der Veranstaltungen live im Internet und TV übertragen.

Es ist unmöglich, die Expo in nur 2½ Tagen komplett zu erleben. Wahrscheinlich würden auch zwei Wochen nicht ausreichen. Deshalb kann dies hier auch nur ein Auszug der Erlebnisse und Eindrücke ohne den Anspruch auf Vollständigkeit sein.

Meine persönlichen Highlights:

  1. Schweiz: eine verspiegelte Außenfläche, die die Besucher mit in das Erscheinungsbild integriert. Durch Schirme, die an die wartenden Besucher verteilt werden, entsteht ein sich immer verändertes Erscheinungsbild. Im Inneren erwartet einen ein überraschender Bergaufstieg im Nebel und ein Überblick über Schweizer Innovationen.
  2. Saudi Arabien: Auch hier eine verspiegelte Außenfläche, die die Besucher integriert, aber auch medial bespielt werden kann, interaktive Wasserspiele und im inneren wirklich sehr beeindruckende und fesselnde Multi-Media-Effekte. Und – es macht neugierig auf das Land!
  3. Italien: Wobei man sagen muss, dass hauptsächlich das äußere Erscheinungsbild ein Highlight ist. Man hat den Pavillon gefühlt von überall gesehen, er ist in Landesfarben und wirklich ein Blickfang. Innen ist es dann doch eher unspektakulär, aber – er bleibt im Gedächtnis!
  4. Niederlande: Ein kleines Land – aber mit sehr viel Innovationen und Mut. Und deshalb auch wieder auf dieser Expo ein Highlight! Auch die Niederländer nutzen Schirme, um ihre multimediale Vorstellung zu unterstützen. Und Regenschirme passen natürlich optimal zu diesem Land 😉 Unter dem Thema Nachhaltigkeit ist das Gebäude unter den Solarpaneelen fast vollständig selbstversorgend.
  5. Pakistan: Außen schillernd und bunt, innen mit viel Informationen zum Land und immersiven Kunstinstallationen. Macht ein eher kleines Land zu einem Highlight auf der Expo – mit Lust auf mehr!

Weitere Pavillons, die mir aufgefallen sind:

Brasilien: Sehr entspannt mit einer großen Wasserfläche und riesigen Projektion. Man konnte dort verweilen und relaxen und fühlte sich fast wie dort vor Ort!

Finnland. Neben einer sehr besonderen Konstruktion sind aber vor allem auch die Finnen sehr positiv aufgefallen. Unermüdlich waren sie mit Finnland Flaggen dabei, die Passanten in den Pavillon zu locken – mit rauem, aber positiven Charme.

VAE: Als Gastgeberland gleich zentral neben dem Al Wasl Plaza kaum zu übersehen. Ein auffälliges Konstrukt von Santiago Calatrava, dessen Architektur an die Flügel eines Falken erinnert. Innen mit authentischen Installationen, echten Sanddünen und viel Informationen zum Leben in diesen Ländern.

Und was ist eigentlich mit dem Deutsche Pavillon? Es ist kein Pavillon, sondern ein Campus! Von außen und innen sehr professionell und reduziert. Mit wenig Wiedererkennungswert und Emotionen, dafür aber sehr edukativ und am Schluss mit einem Zertifikat. Also doch sehr deutsch irgendwie. Bemerkenswert ist jedoch das Finale nach dem Rundgang inklusive einer Installation mit Schaukeln und einer Projektion aller Namen der Besucher im Raum.

Und nicht zu vergessen – es gibt auch einen Baden-Württemberg Pavillon (neu: the Länd). Gut und übersichtlich aufbereitet mit wichtigen Erfindungen und Innovationen aus dem Bundesland. Nur eins hat so gar nicht gepasst: Kässpätzle bei über 30 Grad.

Interaktivität

Auffallend ist, dass viele Installationen das Element Wasser in den verschiedensten Formaten einsetzen. Wahrscheinlich auch, weil es in den Ländern eine Kontrast-Wirkung entfacht. Und jedes Mal ist eine Begeisterung und Freude bei den Besuchern zu erkennen.
Dasselbe gilt für Regenschirme. Diese werden im Niederländischen und im Schweizer Pavillon als wichtige gestalterische Elemente genutzt, um bei dem Besucher Akzente zu setzen.

Auch multimediale Installationen spielen auf der Expo eine große Rolle. In fast allen Pavillons gibt es kleinere bis wirklich sehr große professionelle Multi-Media-Shows, die zum großen Teil auch das Publikum einbeziehen und zum Mitmachen einladen.

Und Essen gibt es natürlich auch . . .

Nachdem „talatab“ – ein Essenslieferant ähnlich wie Lieferando – auf der Expo omnipräsent ist und man überall Automaten und kleine Wagen sieht, die das Essen ausfahren, musste ich das natürlich ausprobieren. Das Versprechen nach Einfachheit und modernem Shoppen machte mich neugierig. Leider war es schon bei der Bestellung kompliziert und auch der Bestellprozess hat sich gezogen. Schade! Sah vielversprechend aus, war aber letztendlich eine Enttäuschung und ein Zeitfresser.

Aber eigentlich sollte man auch lieber in den Pavillons landesspezifische Speisen ausprobieren. Jedes Land bietet hier Spezialitäten in zum Teil wirklich besonderen Restaurants an. Ein besonderer Tipp ist das Restaurant „Grand Beirut“ mit libanesischer Küche in tollem Ambiente!

Noch drei Dinge die erwähnenswert sind:

Al Wasl Dom: Der Mittelpunkt der Expo, zu dem man immer wieder zurückkommt. Der riesige Dom überspannt einen großen Platz und ist eine gigantische Kuppel mit einer filigranen Wabenstruktur. Die Shows im 67,5 Meter hohen und 550 Tonnen schweren Dom werden abends zur weltgrößten 360-Grad-Projektionsfläche mit zum Teil spektakulären Vorstellungen.

Passport: Ein so einfaches, aber doch begeisterndes Element! In jedem Pavillon können sich die Besucher einen Stempel für ihren Passport abholen. Ein Beweis dafür, dass sie „gereist“ sind und ein Land besucht und erfahren haben. Den Passport muss man kaufen und es waren wirklich viele (und hauptsächlich Erwachsene), die ihn mit großer Begeisterung eingesetzt haben und bestimmt zu Hause noch öfters durchblättern werden. Wenn schon nicht weit reisen, dann wenigsten auf der Expo ganz viel erleben!

Water Feature: Meine Lieblingsinstallation ist das Wasser-Rondell – eine Arena mit drei schrägen, 13 Meter hohen Wänden, bei der das Wasser wie bei einem Wasserfall fliest und bei der bei Shows auch Wasserströme auf die Musik abgestimmt sind. Ein Besuchermagnet, der zu jeder Tages- und Nachtzeit anders wirkt und die Menschen magisch anzieht. Ich war dort zu verschiedenen Tageszeiten und es hat seine Faszination nie verloren. Die Menschen lassen sich dort treiben und es ist eine große Begeisterung zu spüren.

Fazit

Ich komme mit einer sehr positiven Einschätzung nach Hause. Trotz aller Zweifel und Fragen, die ich mir anfänglich gestellt habe. Die Expo greift mit ihren drei Bereichen Mobilität, Nachhaltigkeit und Chancen wichtige Zukunftsthemen auf. Es werden Innovationen und Perspektiven für eine bessere und nachhaltige Zukunft gezeigt – so aufbereitet, dass die Themen auch für die breite Masse der Besucher verständlich und nachvollziehbar erlebt werden können. Denn es werden Erfindungen und Ideen der verschiedenen Länder präsentiert, die für die Zukunft unseres Planeten maßgeblich sind und diese wesentlich voranbringen können.

Die Expo bringt noch immer Menschen aus verschiedensten Nationalitäten zusammen – und dies in Zeiten der Abschottung und vielen Differenzen. Schon allein das ist ein Punkt, für den es sich lohnt, sie zu besuchen und was ich sehr zu schätzen gelernt habe. Und selbst wenn hauptsächlich Besucher aus der Region dorthin reisen können, hat es sich gelohnt. Denn für diese Menschen öffnen sich Fenster zur Welt, die sie sonst nicht hätten sehen können. Und das ist der ursprünglichste Gedanke, der nun auch wieder bei der Expo 2020 Dubai gelebt wird – Menschen zusammenzubringen, egal welchen Hintergrund sie haben und woher sie kommen.

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