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Markus Scheele, Dennis Winschu und Cora Liebig von event it über Jobs in der Veranstaltungswirtschaft

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Kurzarbeit und Veranstaltungsabsagen auf der einen Seite, Mitarbeitermangel auf der anderen. Irgendwas passt hier doch nicht, oder? Wir wollten mehr über Gründe für diese Entwicklung wissen und haben darüber mit Markus Scheele, Dennis Winschu und Cora Liebig von der Agentur event it gesprochen. Auf Wunsch der Teilnehmer haben wir im Gespräch gegendert.

BlachReport: Viele Veranstaltungen werden derzeit wieder abgesagt oder verschoben. Dennoch fehlen überall in der Eventbranche die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wie passt das zusammen?

Markus Scheele: Das liegt unter anderem an den vielen Freiberufler*innen in der Veranstaltungsbranche, die in der ersten Corona-Welle und Krise auf den Markt gespült wurden, keine Jobs gefunden und die Branche gewechselt haben, weil sie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Diese Freelancer fehlen uns im Moment, um das Kernteam zu erweitern und so müssen wir unsere internen festen Projektteams vergrößern. Dazu kommt ein Imageproblem der Branche. Manchen potenziellen Mitarbeiter*innen fehlt zur Zeit der Glaube an die Zukunft dieser Branche, was wir sehr schade finden und wo wir auch darum werben, dass die Leute wieder Vertrauen in unsere Branche haben, denn nichts ist älter, als dass Menschen zusammenkommen und dafür stehen wir ja auch.

Wir haben während der Krise das komplette Team gehalten und haben in jüngster Zeit wieder vermehrt neue Mitarbeiter*innen eingestellt. Und wir suchen weiterhin Verstärkung.

BlachReport: Fehlen die Perspektiven in der Eventbranche?

Dennis Winschu

Dennis Winschu: Eher nicht. Es fehlt in der Event- und Kulturbranche aktuell die Möglichkeit seinen Job aktiv im gewohnten Rahmen umzusetzen und, dem geschuldet, das Vertrauen in unsere Branche.

Aber die Zukunft ist voller großer und vielseitiger Events, die aufgeschoben wurden oder neu geplant werden. Viele Ideen und Konzepte sind entstanden, die umgesetzt werden wollen und in den Startlöchern stehen. Wir sind beispielsweise weiter auf Wachstumskurs, haben viele Aufträge neu gewonnen und stellen uns derzeit entsprechend auf.

Markus Scheele: Neben vielen Automotive Events, wie einem sechswöchigen Händlerkongress in Andalusien im Herbst, haben wir im vergangenen Jahr unter anderem ein Behelfskrankenhaus und ein Impfzentrum, wo mehr als 800.000 Dosen verimpft wurden, aufgebaut und betreut. Dafür haben wir die Besuchersteuerung übernommen, das Personal gestellt, die Software für Besucherleitung und Impfstoffverwaltung entwickelt. Nicht nur in diesem Zusammenhang konnten wir die Flexibilität unserer Branche unter Beweis stellen.

Cora Liebig: Was uns im Bereich Livekommunikation wichtig ist, ist das Ziel Menschen, Events und IT miteinander zu verbinden. Dafür waren und sind wir gut aufgestellt, technisch und personell. Hybridisierung und Digitalisierung für Events sind mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand verbunden, und die Anforderungen sind deutlich komplexer geworden. Das gehört seit Bestehen unserer Agentur zu unseren Kernkompetenzen und macht es uns heute leichter, sich den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

BlachReport: Gibt es eine Vermutung, wie viele Fachkräfte in der Eventbranche gerade fehlen?

Dennis Winschu: Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Partneragenturen und Dienstleister beschreiben aber einen großen personellen Abgang in ihren Teams. Fehlende Mitarbeiter*innen dürften kurz- und mittelfristig zu großen Problemen in der Branche führen und das wird die Herausforderung für dieses Jahr sein, wenn die ausgefallenen Veranstaltungen nachgeholt werden. Das Material wird vorhanden sein, das Personal aber fehlt größtenteils. Dieses Feedback bekommen wir derzeit von Unternehmen aus dem Markt gespiegelt.

Markus Scheele: Verlässliche Zahlen, wie viele Leute die Branche verlassen haben, sind mir nicht bekannt. Wir suchen weiter nach Verstärkung, freuen uns über jede Bewerbung und hoffen, das viele, die zwangsweise wechseln mussten, wieder in unsere Branche zurückkehren.

Cora Liebig

Cora Liebig: Bei den Kolleg*innen in der Branche überwiegt die Leidenschaft für das Eventmanagement. Viele bewerten das nicht nur als Job, sondern es ist eben eine Berufung, die einem viel gibt, aber auch viel abverlangt.

Im Zuge von Kurzarbeit haben viele ihre Berufung auf der einen Seite und den Wert ihrer Freizeit auf der anderen Seite neu entdeckt und in der Gewichtung für sich neu definiert. Das müssen manche Unternehmen für sich jetzt auch tun. Sie müssen sich entsprechend neu aufstellen sowie neue Chancen und Möglichkeiten für ihre Mitarbeiter*innen bieten, um Arbeit und Privatleben zu verknüpfen – eben das Beste aus beiden Welten bieten. Das ist eine große Herausforderung für die Agenturen, aber eigentlich auch eine riesige Chance für die Branche, sich neu zu erfinden und eine hohe Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen.

Markus Scheele: Von der aktuellen Situation in der Veranstaltungsbranche sind insbesondere viele Freelancer betroffen, die sich und teilweise auch ihre Familien versorgen müssen. Verständlicherweise sind viele in andere Jobs gewechselt, um ein festes Einkommen sicherzustellen. Wir hoffen, dass diese Menschen jetzt wieder in unsere spannende Branche zurückkommen.

BlachReport: Fehlen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in allen Bereichen oder mit bestimmten Qualifikationen?

Markus Scheele: Allgemein fehlen im Veranstaltungsbereich insbesondere technische Fachkräfte, Hands und Security-Personal in Leitungsfunktionen. Wir suchen gerade im speziellen Projektleiter*innen in den Bereichen Eventmarketing und im Bereich IT, mit denen wir unsere Teams erweitern und eine Vielzahl kommender Projekte umsetzen wollen.

BlachReport: Was müssen Bewerber und Bewerberinnen für einen Job bei event it mitbringen?

Cora Liebig: Vor allem Neugierde, Organisationstalent, Teamgeist und Leidenschaft.

Markus Scheele: Leidenschaft ist etwas, was man sich immer wünscht. Wenn man die nicht hat, wird es in diesem Job schwierig, weil unheimlich viel Leidenschaft erwartet wird. Man wird schon mehr gefordert als bei klassischen Bürojobs.

Dennis Winschu: Wir suchen Menschen, Charaktere und Typen, die Verantwortung übernehmen, sich mit Leidenschaft einbringen und einen Finger- oder Fußabdruck, mit dem was sie tun, hinterlassen wollen. Wir freuen uns also nicht nur über Bewerbungen von Insidern, sondern auch von Quereinsteiger*innen.

Cora Liebig: Veranstaltungen sind doch immer eine Art Abenteuer und ganz ehrlich: Eventmanager*innen sind die MacGyvers von heute. Für die Teams brauchen wir Organisationstalente mit verschiedenen Erfahrungen für die unterschiedlichsten Bereiche. Wir sind also auch offen für Menschen aus der Veranstaltungstechnik, dem Messebau, Catering oder Gastgewerbe.

BlachReport: Bieten Eventagenturen oder die Veranstaltungswirtschaft generell heute noch attraktive Arbeitsplätze?

Dennis Winschu: Das kann man sicher nicht verallgemeinern. event it bietet beispielsweise flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten für Teilzeit und Homeoffice, wo immer der Schreibtisch steht. Unsere Struktur ist dafür eingerichtet und das nicht erst seit Pandemiebeginn. Das bietet viele Optionen, um Job und Privatleben individuell zu verknüpfen. Und die Arbeit ist attraktiv, kein Projekt gleicht dem anderen und man lernt die Welt dabei kennen. Okay, letzteres muss man wollen.

Aber vor allem steht bei uns selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten im Fokus. Die Menschen wollen sich einbringen und mitgestalten. Den Freiraum bieten wir und es macht Spaß sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

Cora Liebig: Unser Job hat eine große Dynamik. Immer wieder ist alles anders als vorher. Die Trends muss man erkennen und mitgehen und sich auch mitentwickeln. Wenn man das will, ist die Veranstaltungswirtschaft weiterhin eine attraktive und vor allem vielseitige Branche. Pain Points gibt es auch: zum Beispiel die Belastung durch Reisen und Mehrarbeit zu ungewöhnlichen Zeiten. Das muss man mögen, aber im Team machts halt einfach auch Spaß. Und natürlich liegt es auch an der jeweiligen Unternehmenskultur, das Engagement und den Enthusiasmus der Mitarbeitenden zu erkennen und zu wertschätzen, um sie zu halten und die Attraktivität unserer Branche zu wahren.

BlachReport: Was kann event it für neue und alte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bieten?

Markus Scheele

Markus Scheele: Einige Dinge wurden ja bereits benannt: faire Gehälter, mehr Freizeit, kollegialer beziehungsweise partnerschaftlicher Umgang, flexible Arbeitszeitmodelle, Übernahme von Verantwortung, Möglichkeiten zur Verknüpfung von Arbeit und Leben oder auch die Optionen für eine ortsunabhängige Mitarbeit, auch im Ausland. Dafür stellen wir alle technischen Grundlagen, damit jeder überall perfekt arbeiten kann. Dazu gibt es auch noch viele attraktive Projekte, die das zu einer tollen Kombination machen.

BlachReport: Welche Perspektiven gibt es in der Veranstaltungswirtschaft für Newcomer?

Markus Scheele: Alle Möglichkeiten einer zukunftsfähigen Branche. IT und Online sind für uns ganz wichtige Bestandteile des Daily Business. Gerade deswegen sind wir sicher, dass Menschen in Zukunft noch mehr den persönlichen Austausch und das gemeinsame Erlebnis brauchen, um in Zeiten zunehmender Digitalisierung leistungsfähig zu bleiben und ihre Jobs motiviert zu erledigen. Das ‚was‘ bleibt also erhalten, dass ‚wie‘ wird sich immer wieder ändern – eine gute und spannende Perspektive für die Zukunft der Veranstaltungswirtschaft.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.