Nein, „Web lernt Event“ steht nicht für das mobile Web, sondern für das Metaverse – wenn es sich denn durchsetzen kann. Über die Herkunft des Metaverse und Ableitungen dazu haben wir bisher einiges gelesen und gelernt. Epic und „Fortnite“ fallen mir dazu ein oder die Science-Fiction-Geschichte „Snow Crash“ von Neal Stephenson. Linden Labs „Second Life“ von 2003 können wir mittlerweile als das Ur-Metaverse identifizieren. Und weiter? Gibt es bisher nicht.
Der Begriff „Metaverse“ ist ja in diesem Frühjahr allgegenwärtig – auch oder gerade in Marketing und Kommunikation. In der Verbindung zur Live-Kommunikation gibt es momentan mehrere Denkrichtungen von „interessiert mich nicht, weil nicht live“ und „die Menschen sind bildschirmmüde“ über „interessiert mich nicht, weil es nur ein kurzfristiger Hype ist“ bis zu „interessiert mich nicht, weil es gefährlich für mein Live-Business sein könnte“.
Das kann man alles so stehenlassen und liegt damit nicht falsch. Zumindest im Moment, denn das, was das Metaverse gerade darstellt, wird vielleicht in der Gaming-Welt funktionieren, zu mehr reicht es aber nicht. Vereinzelung mit Kommunikation zu einem oder zu einigen Mitspielern ist etwas anderes als Zusammenkommen und mit allen kommunizieren (und etwas erleben).
Dennoch können sich aus der Kombination von live/real mit virtueller Welt und Augmented Reality faszinierende Möglichkeiten ergeben. Man denke nur die vielen Optionen, Informationen innerhalb einer Veranstaltung noch greifbarer platzieren zu können oder gemeinsame Erlebnisse zu realisieren, die live/real einfach nicht möglich sind. Zum Beispiel einen virtuellen Elon Musk oder einen bekannten Künstler wie Bono in die Veranstaltung integrieren. Oder zusammen auf eine Bohrinsel im Atlantik oder zur neuen Niederlassung in New York zu „reisen“.
Leider sind dafür aber noch nicht die Voraussetzungen gegeben. Gemeinsam auf einen Screen schauen: wohl kaum. Holographie: nein. Klobige Brillen und Verkabelung: lieber nicht. Es gibt für das Metaverse bisher weder Möglichkeiten für eine Integration in das Live-Business noch eine Massentauglichkeit für den Lebensalltag. Und solange beides nicht funktioniert, wird das Metaverse ein Spezialangebot mit Expertenstatus und Nerdbonus bleiben – also voraussichtlich noch länger . . .
Herzlichst
Ihr Peter Blach
(Der Beitrag erschien als Editorial in BlachReport 10.2022)