Start Meinung Vok Dams Atelierhaus präsentiert Werke von Leocardia Hirtes

Vok Dams Atelierhaus präsentiert Werke von Leocardia Hirtes

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„Nature – Luxury of Tomorrow“ lautet der Titel einer Ausstellung von Leocardia Hirtes, die aktuell im Vok Dams Atelierhaus in Wuppertal zu sehen ist. Die Bochumer Künstlerin zeigt dort Reliefe aus verschiedenen Holzarten, mit denen sie die Beziehung zwischen Mensch und Natur in den Raum setzt und Themen unserer Zeit erlebbar macht.

Agenturgründer Vok Dams hat das Atelierhaus nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäftsbetrieb eröffnet und berücksichtigt in der Galerie ausschließlich Künstler, die sich außerhalb des klassischen Kunstbetrieb bewegen und über ein außergewöhnliches und umfangreiches Gesamtwerk verfügen.

Bereits seit vielen Jahren unterhält Leocardia Hirtes auch eine enge berufliche Verbindung zur Agentur Vok Dams, das in der Live-Kommunikation für nationale und internationale Marken tätig ist. Ihre Ausstellung im Vok Dams Atelierhaus (Herberts Katernberg 50, Wuppertal) ist nach Terminvereinbarung noch bis zum 23. April 2023 zu sehen.

Wir haben Leocardia Hirtes über die Ausstellung und ihre Gedanken dazu befragt.

BlachReport: Wie kam es zu der Ausstellung?

Leocardia Hirtes: Seit etwa 25 Jahren planen und realisieren wir mit der Mönchspfeffer GmbH weltweit Marken-Inszenierungen unter anderem für die Agentur Vok Dams. Von daher kennen wir den Agenturgründer Vok Dams bereits eine gefühlte Ewigkeit. Auf Grund des gewonnenen Vertrauens war es nur eine natürliche Konsequenz, das Angebot vom Vok Dams Atelierhaus anzunehmen, dort den Kick-off meiner neuen Ausstellung ‚Nature – Luxury of Tomorrow‘ zu machen.

Bis zur Pandemie bin ich vornehmlich als künstlerische Szenografin bei der Agentur Vok Dams in Erscheinung getreten; als Vok Dams dann bei mir im Atelier meine neue Werkreihe erlebte, war sofort ein begeisternder Schulterschluss da. ‚Wir müssen da was machen‘, war sein direktes Feedback und nach einigen inspirierenden und auch kontroversen Diskussionen zum Ausstellungsthema gab es rasch Ideen zu Marketing und Kommunikation. Das Vok Dams Atelierhaus ist für mich eine Top-Adresse für die Verbindung von Kunst und Kommunikation!

BlachReport: Was verbindet Kunst mit Kommunikation?

Leocardia Hirtes: Kunst und Kommunikation verbindet zunächst, dass beide Sender von Botschaften sind. Deren ‚Sendefrequenzen‘ unterscheiden sich jedoch: Kunst kommuniziert auf wundersame Weise aus sich selbst heraus; sie spricht Menschen unvermittelt an, lässt sie innehalten und ihre ‚gedankenoffene‘ Welt entdecken, Kunst führt an neue Inhalte und Sichtweisen heran.

Werte und Sinnhaftigkeiten bekommen mittels Kunst eine Plattform, auf der der betrachtende Mensch, ohne es unmittelbar zu bemerken, durch seine multidirektionale Auseinandersetzung eine intrinsische Motivation entwickelt, welche ihn zum nachhaltigen, ‚partizipierenden‘ Akteur werden lässt.

Essenz: Kunst ist Kommunikation. Viele Institutionen und Unternehmen nutzen bereits deren nonverbale und nicht-lineare Kommunikationsqualität, um unkonventionell auf einer emotional-nachhaltigen Ebene zu kommunizieren.

BlachReport: Die Kunstausstellung hat den Titel ‚Nature – Luxury of Tomorrow‘. Heißt was?

Leocardia Hirtes: Kein Zweifel: Die fortschreitenden Umweltveränderungen durch den Menschen und der spürbare Klimawandel offenbaren, dass Natur zukünftig keine Selbstverständlichkeit, sondern ein umkämpftes Luxusgut sein wird. Daraus resultieren heute bereits vielschichtige, soziokulturelle Konflikte, die von der zunehmenden Digitalisierung befeuert werden.

Als Künstlerin verstehe ich mich keinesfalls als Weltveränderin. Jedoch möchte ich mit ‚Nature – Luxury of Tomorrow‘ positive Denkimpulse anbieten.

Die Natur ist die eigentliche Währung der Zukunft! Leider wird diese Erkenntnis bereits von vielen Staaten und Organisationen missbraucht. Das treibt mich an, denn deren ausufernder ökologischer Imperialismus benötigt eine kollektive Gegenbewegung auf allen Ebenen – frei von Dogmen, Politik und Blasen.

BlachReport: Was bedeutet Kunst in unserer schnelllebigen Welt, wo immer häufiger nur noch das zählt, was ‚hip‘, ‚outstanding‘ oder ‚geiler Scheiß‘ ist?

Ausstellung von Leocardia Hirtes

Leocardia Hirtes: Das heutige mediale Grundrauschen ist einnehmend. Schnell, laut und hochfrequent setzt es die Menschen in ein schillerndes, einpferchendes Hamsterrad. Ob der Mensch in dieser Position jedoch am Leben wirklich teilhaben und dieses bestenfalls mitgestalten kann?

Kunst kann mit seiner Offenheit die Metrik des Alltags durchbrechen und ein absoluter Gegenpol zum rauschenden, gleichgeschalteten Mainstream sein. Als Künstlerin gestatte ich mir, aus dem Hamsterrad zu springen. Werkstoffe, die ich benutze, sind für einige Menschen sicher nicht besonders ‚hip‘, doch meine Inhalte passieren genau jetzt.

Ich kombiniere organisches und anorganisches Material. Die originäre Geschichte der von mir verwendeten Hölzer – stellenweise weisen ihre Zertifikate ein Alter von bis zu 4.000 Jahren aus – überführe ich in eine neue Geschichte mittels einer abstrakten, perspektivisch geprägten Komposition beziehungsweise einer Defragmentierungsform, die laut der generationsübergreifenden Resonanz ‚outstanding‘ ist. Und das ist für mich ein wesentliches Kriterium von Kunst. Das ist mein ‚geiler Scheiß“‘

BlachReport: Kann uns Kunst mit ‚echten Botschaften‘ berühren?

Leocardia Hirtes: Kunst hat nicht unbedingt offensichtliche und vor allem lineare Botschaften, aber sie emotionalisiert – als vielfältiger Impulsgeber – die Betrachtenden. Und ja, Kunst kann das Herz berühren und bewegen, und das vor allem nachwirkend. Natürlich interessieren sich nicht alle Menschen für Kunst, aber es berührt mich selbst, wenn ich sehe, dass besonders junge Menschen meine Arbeiten mit purer Freude und einem gewissen Staunen wahrnehmen.

Im Gegensatz dazu berührt mich die intellektuelle Sezierung von Kunst nicht.

Leocardia Hirtes

BlachReport: Wo kommen Kunst und Kommerz zusammen?

Leocardia Hirtes: Kunst kann durchaus populär sein, aber mit dem Begriff von Kommerz in Zusammenhang mit Kunst habe ich das Problem, dass die Intention von Kunst nicht Gewinnerzielung sein sollte, oder?

Für mich sollte das Ziel von Kunst sein, einen Dialog mit den Herausforderungen unserer Zeit zu schaffen. Wenn die Resultate dann sogar viele Menschen ansprechen, wunderbar!

Die Kooperationsmöglichkeiten von Kunst und Unternehmen wurde bei den verschiedenen Veranstaltungen im Vok Dams Atelierhaus stets kontrovers diskutiert. Meine Meinung: die wirtschaftlichen Interessen sollten bei einer Kooperation nicht im Vordergrund stehen, sondern die verbindenden, ideellen Werte – als gemeinsames Dach.

BlachReport: Wie geht es nun weiter?

Leocardia Hirtes: Am 23. April 2023 gibt es zunächst unsere Finissage ‚Unter Freunden – wir sagen Danke‘ im Vok Dams Atelierhaus. Die Monate dort waren für mich eine herausragende Zeit mit vielen Begegnungen und Erfahrungen: Der starke Impuls und das Engagement von Vok Dams für die Kunst bleibt unvergessen.

Besonders die Gastrede von Aysel Osmanoglu, Vorstandssprecherin der GLS Bank, bei der Vernissage und Nora Freiers Beitrag bei der Midissage, sie ist Protestforscherin an der Uni Wuppertal, bestärkten mich, den Fokus meiner Arbeiten auf die soziokulturellen Geschehnisse unserer Zeit und den Blick auf die junge Generation präsent zu halten.

Ab dem 12. Mai 2023 wird die Werkreihe ‚Nature – Luxury of Tomorrow‘ dann in der Gelsenkirchener Galerie Jutta Kabuth zu erleben sein. Ich freue mich auf regen Besuch!