Start Meinung Wechsel bei M.Regie: Was die zweite Generation vorhat

Wechsel bei M.Regie: Was die zweite Generation vorhat

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Alexander Maahs, Nicolai Maahs und Benjamin Waldow haben im Rahmen eines Generationswechsels das Zepter bei M.Regie übernommen. Wir haben nachgefragt.

BlachReport: Es gibt Veränderungen bei euch. Was ist geplant?

Alexander Maahs: Wir haben die M.Regie GmbH Co. KG als Gesellschafter und Geschäftsführer übernommen, die bisher von den beiden Gründern Martina Dieckmann und Uwe Maahs inhabergeführt wurde. Das heißt, ich als Neffe und Nicolai als Sohn von Uwe führen seit Anfang des Jahres das Geschäft zusammen mit Benjamin Waldow weiter. Damit erfolgt ein Generationswechsel, der schon in den vergangenen 24 Monate geplant war.

Wir freuen uns auf eine neue Herausforderung, obwohl wir natürlich als Einzelplayer und Freelancer bereits seit über zehn Jahre für die M.Regie tätig sind. Wir fühlen uns zudem sehr geehrt, dass man uns den Vorschlag zur Nachfolge gemacht hat.

Nicolai Maahs: Der Name Maahs bleibt der Branche erhalten und wird ergänzt durch den Namen von Benjamin Waldow.

Benjamin Waldow: Uwe Maahs und Martina Diekmann sind Pioniere der Event-Regie in Deutschland. Das setzen wir nun fort und haben vermutlich das allererste Eventregie-Familienunternehmen in Europa, vielleicht auch weltweit.

BlachReport: Hat dieser Generationswechsel auch Auswirkungen auf das Portfolio und die Leistungen?

Nicolai Maahs: Wir sind in der Branche aufgewachsen und auch mit gewissen Prinzipien innerhalb der Firma groß geworden. Dies war geprägt von Vertrauen und Professionalität.

Wir führen seit Gründung der Firma zuerst den Menschen und danach die Maschine. Wir agieren mitten im Geschehen – und nicht nur im FOH. Wir stehen direkt vorne an der Bühne und schaffen damit Atmosphäre. Generell möchten wir aber natürlich für frischen Wind sorgen und unsere eigenen Ideen einbringen, sowie das jahrelang gewachsene mit dem eigenen Netzwerk erweitern.

Benjamin Waldow: Wir haben gerade eine einmalige Möglichkeit. Wir sind drei gleichberechtigte Event-Regisseure und können natürlich auch das Stage-Management direkt mit übernehmen. Wir haben hier die Option, drei absolut eingespielte Teams zusammenzusetzen und in den verschiedensten Formaten zu arbeiten, um Formate von Format zu schaffen. Zudem können wir auch weltweit parallel Veranstaltungen bespielen – und das aus einer Hand. Wir sind ein gewachsenes Team, das nebenbei auch aus einer Vielzahl von Freelancern besteht.

Das funktioniert so, dass man normalerweise einen Regisseur oder eine Regisseurin bucht. Bei uns bucht man eigentlich das Know-how von drei Regisseuren. Selbstverständlich sind wir stetig im Austausch über alle aktuellen Projekte, bei denen wir überwiegen als Team agieren. Wir spielen uns die Ideen hin und her. Da wächst und kommt einiges an Kreativität zusammen, die immer mal drei gerechnet wird. Das gibt in keinem Regie-Portfolio.

Alexander Maahs: Erweiterung war das Stichwort. Das bedeutet: Wir verfolgen nicht nur weiterhin diesen Weg der klassischen Regietätigkeit und beschränken uns nicht nur auf die Tätigkeit vor Ort, sondern auch auf die Ausarbeitungen im Vorfeld. Dies wird bestärkt durch die unterschiedlichen Expertisen dieser Runde. Wir sind damit kreativer Ideengeber für Agenturen und Endkunden und Sparringspartner für ausgewöhnliche Erlebnisse.

Benjamin Waldow: Und wir bieten eine überragende Sicherheit. Wenn irgendwo jemand ausfällt, dann muss der Kunde keinen anderen Regisseur buchen – er wird einfach aus den eigenen Reihen ersetzt. Das geht reibungslos, weil wir natürlich immer alle auf dem aktuellen Stand unserer Projekte sind.

BlachReport: Was mir in den letzten Jahren aufgefallen ist, speziell zu Zeiten der Pandemie, ist, dass Event-Regisseure plötzlich zur Mangelware geworden sind, was mir vorher nie so klar war und auch nicht aufgefallen ist. Der Grund ist klar: Es gab plötzlich mehr diese Studio-ähnlichen Situationen. Es gab einfach andere Voraussetzungen. Der Regisseur, als derjenige, der das Ganze zusammenbringt und in der Hand hält, und die Showcalls gibt, bekam eine andere Bedeutung. Seht ihr das auch? Ist das so geblieben, oder ist das jetzt ein Eindruck von mir?

Nicolai Maahs: Unser Job ist vor allem die Schnittstellenkoordination. Das heißt die Koordination zwischen Technik, Veranstalter und zu präsentierendem Inhalt – oder auch der gewünschten inszenatorischen Darstellung. Ob das jetzt live passiert, hybrid oder beim Streaming, das spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Das kommt am besten aus einer Hand und dafür brauchst du die Event-Regie in allen Formaten. Nach der Pandemie ging die Tendenz dahin, dass vor allem Präsenzevents wieder stärker wurden, da die Menschen sich sehen wollten, um Emotionen und Atmosphäre zu erleben. Wir beherrschen diese Formate.

Alexander Maahs: Trotzdem ist die Bedeutung der schönen Bildgestaltung á la TV weiterhin präsent. Wir reden immer noch über einige Streaming-Veranstaltungen und viele hybride Formate. Das bedeutet, dass unser Fokus weiterhin darauf gerichtet ist, ein professionelles TV-Bild am Ende des Tages auch bei unseren Live-Veranstaltungen abzugeben.

BlachReport: Ihr rückt jetzt quasi in die erste Reihe übernehmt Verantwortung für die geschäftliche Entwicklung. Habt ihr euch Ziele gesetzt? Wo führt der Weg hin?

Benjamin Waldow: Wir wollen an die Spitze und haben einen hohen Anspruch an uns selbst. Wir lernen eigentlich mit jedem Event und mit jedem Kunden neu dazu und versuchen uns auch in jedem Jahr technisch wie organisatorisch, aber auch menschlich weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, uns immer weiter zu verbessern.

Alexander Maahs: Wir erweitern unser Portfolio im Sinne der Bildtechnik beziehungsweise der Visualisierung. Wir bringen nicht nur die Regie oder auch Stage-Manager weiterhin zum Einsatz, sondern auch erfahrene Kameraleute sowie TV-Regisseure.

BlachReport: Wie beurteilt ihr grundsätzlich die künftigen Anforderungen in der Livekommunikation? Kleinere Events, größere Events? Haben Hybrid und Metaverse noch eine Chance beziehungsweise bekommen eine Chance? Wohin führt der Technik-Overkill?

Benjamin Waldow: Da gibt es zwei große Ebenen. Wir haben auf der einen Seite das Bedürfnis nach physischer Interaktion, nach menschlichem Kontakt und Austausch. Austausch geht am besten in kleineren Gruppen, also wird es viele Formate geben, in denen die Zeit miteinander sowie der fachliche und vor allem menschliche Austausch im Vordergrund steht.

Wir haben auf der anderen Seite diese riesige Entwicklung durch Technik und Digitalisierung. Da spreche ich noch nicht mal über AI, sondern wir haben ja auch die Virtual und Augmented Reality Anwendungen, die technisch zwar ausgereift sind, aber in der Vielzahl in der Anwendung auf Veranstaltungen noch gar nicht eingesetzt werden.

Das liegt daran, dass die große Masse der Eventbesucher noch gar nicht die Möglichkeit hatte, mit diesen Anwendungen umzugehen. Smart Glasses á la ‚Quest‘ von Meta oder die Apple ‚Vision Pro‘ werden das ändern. Dadurch entsteht dann tatsächlich eine neue Herausforderung auch für die, die das real und im digitalen Raum gleichzeitig denken müssen und sich nicht mehr in der Zwei-, sondern Dreidimensionalität und dessen Resonanzräumen bewegen. Da sind wir noch ganz am Anfang und werden noch viele Anforderungen und Möglichkeiten erleben.

Vieles wird möglich – sowohl ein kleiner intimer Austausch mit persönlichem Kontakt als auch große immersive Erlebnisse.

Nicolai Maahs: Ein anderer Megatrend ist die Nachhaltigkeit, die für uns ganz wichtig ist. Veranstaltungen haben einen nicht gerade geringen Anteil an CO2-Emissionen. An dieser Stelle gibt es viel Verbesserungspotenzial und wir versuchen, Ideen und Möglichkeiten zu entwickeln und gleichzeitig unseren Energieverbrauch zu senken.

Wir versuchen ständig, auf kleiner Ebene etwas zu tun. Wir nehmen aber auch gern an Projekten teil, die sich der Nachhaltigkeit verschreiben.

Benjamin Waldow: Die Frage nach dem Technik-Overkill ist eine relevante und völlig berechtigte Frage. Eine Frage, mit der wir uns schon immer auseinandergesetzt haben. Events unterscheiden sich von Veranstaltungen, weil sie außergewöhnliche Erlebnisse produzieren. Wir schaffen Erlebnisse und nutzen dafür alle Möglichkeiten, die uns technisch zur Verfügung stehen. Allerdings muss es immer im Sinne von Budget und Wirkung funktionieren.

Wir möchten das Erlebnis nicht überladen oder überwältigen, sondern gezielt verstärken.

Alexander Maahs: Wir sind letztendlich Impulsgeber für Emotionen.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.