Die Agentur Vok Dams hat in Barcelona ein neues Büro mit Fokus auf künstliche Intelligenz eröffnet. KI soll künftig vielfältig zum Einsatz kommen – von der Suche nach Locations und Veranstaltungsorten bis hin zur Optimierung von Texten und Projektmanagement. Der BlachReport hat dazu CEO Colja Dams befragt.
BlachReport: Vok Dams hat ein neues Büro mit Fokus auf KI in Barcelona eröffnet. Warum gerade in Barcelona?
Colja Dams: Wir wollten mit einem Büro in Barcelona präsent sein und das passte dann auch mit der Bündelung unserer KI-Aktivitäten. Interessanterweise hatte ich dafür Wuppertal präferiert, aber damit konnte ich die Kollegen nicht überzeugen.
BlachReport: Im neuen Büro in Barcelona werden KI Prompt Engineers eingesetzt. Woher kommen die? Was können sie? Was machen sie? Anders gefragt: Welche Kompetenzen sind da an Bord?
Colja Dams: Das ist tatsächlich gerade die große Herausforderung des Prompt Engineers, den es noch nicht als Beruf gibt, auch wenn ich gerade sehe, dass viele private Anbieter, Schulen und Universitäten Kurse anbieten. Aber das sind natürlich Menschen, die sich das Wissen um die sprachbasierten Modelle selbst beigebracht haben und die einen sehr guten Job machen.
Vielleicht als Vergleich: Wir haben früher unterschieden zwischen 2D Design, also alles was ich so aufs Papier bringen kann, und 3D Design. Jetzt kommt eine weitere Dimension dazu, dass ich als KI Design in allen Formen und Farben einbringe. Das ist schon spannend.
BlachReport: Künstliche Intelligenz ist bereits zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer täglichen Arbeit geworden. Was bedeutet das für eine Agentur wie Vok Dams?
Colja Dams: KI wird tatsächlich alle Arbeitsabläufe beeinflussen im Workflow eines Events von der Strategie und Kreation über das Projektmanagement bis hin zur Umsetzung. In die Analytics wird KI ebenfalls massiv einfließen.
BlachReport: Stichwort Analytics. Gibt es da auch ein Angebot von Vok Dams oder ist das noch ein Ziel beziehungsweise etwas, was noch kommen kann?
Colja Dams: Nein, da gibt es schon eine ganze Menge Angebote von uns, aber auch von Partnern, mit denen wir zusammenarbeiten, die wir dann jeweils für die Aufgabe des Kunden orchestrieren. Gerade im Analytics-Bereich sind wir ja schon länger unterwegs und nennen das Data Driven Eventmanagement. Das bedeutet, dass ich die Datenbasis schaffe, auf der die Entscheidungen im Event fallen. Da gibt es schon einige Ansätze, die sehr spannend sind.
BlachReport: Noch einmal zur generellen Ausrichtung: Welche Aufgaben lassen sich denn in der Live-Kommunikation durch KI besser, anders, schneller bearbeiten?
Colja Dams: Unzählige. Wahrscheinlich haben wir noch gar nicht alle entdeckt, die sich in dem Bereich ergeben. Aber beginnen wir mit dem klassischen Projektmanagement. Das klassische Projektmanagement besteht ja in vielen Bereichen aus repetitiven Tasks und Aufgaben, die sich optimieren lassen. Wenn man sich anschaut, was Microsoft Copilot, also die KI-Integration von Microsoft in die Office 365 Palette, die ja jeder Projektmanager in allen Facetten nutzt, schon bringt. Dort lässt sich eine immense Zeitersparnis bereits im alltäglichen Normalgeschäft erreichen. Das setzt sich fort, wenn es um Visualisierungen geht. Das sind gerade die Themen, mit denen wir uns auch in unserem Office in Barcelona beschäftigen. Wie kann ich Visualisierungsmöglichkeiten von KI nutzen bis hin in allen Bereichen auf der Veranstaltung vor Ort und dann im Data Driven Bereich?
Da gibt es sehr spannende Ansätze – auch aus anderen Bereichen und speziell bei den jungen Zielgruppen, die sich viel mit TikTok beschäftigen. TikTok hat ja gerade versehentlich geleakt, dass sich ein Nutzer im Schnitt gerade mal 0,4 Sekunden mit einem TikTok Video beschäftigt. Die TikTok-Fans werden mit KI-generiertem Content geflutet, der austauschbar und vor allen Dingen eins nicht ist: Er ist nicht authentisch und damit bleibt bei dieser ganzen Überflutung durch KI-generierte Medien, Texte und anderen Content nur eine Form der authentischen Kommunikation: Live-Events. Deswegen sind wir uns sicher, dass wir am Anfang der nächsten Riesen-Welle stehen, denn, wie man so schön im Englischen sagt: You cannot fake live events. Deswegen beglückwünsche ich jeden, der im Event-Bereich unterwegs ist, weil das die Zukunft sein wird.
BlachReport: Gibt es denn konkrete Projekte, bei denen KI eingesetzt wurde und wofür?
Colja Dams: Ich glaube, es ist fast umgekehrt. Es gibt, glaube ich, gerade kein Projekt mehr, wo nicht KI eingesetzt wird, sei es beginnend bei ganz einfachen Fototools, wo ich als Teilnehmer mein Selfie hochlade und dann werden mir aus der Cloud, aus den unzähligen Bildern, genau die Fotos ausgewählt, auf denen ich zu erkennen bin. Dann kann die KI auch noch sicherstellen, dass nur die Bilder angezeigt werden, auf denen ich lächelnd gut aussehe und keine Gabel mit dem Hummer im Mund habe oder vor einem falschen Hintergrund stehe.
Ein anderes Beispiel und schon fast banal ist die Auswahl der richtigen Destination und der Location. Hier können sich Nachhaltigkeit und KI gut ergänzen. 80 Prozent des CO2-Outputs entfallen bei großen Events auf die An- und Abreise der Teilnehmer. Das lässt sich natürlich ganz einfach optimieren, indem ich den Veranstaltungsort gezielt auswähle. Dafür lade ich die Teilnehmerdaten in einem Tool anonymisiert hoch und frage: Wo kommt wer her? Dann wählt mir die KI aus, was für eine nachhaltige Anreise die optimale Destination wäre, um die Veranstaltung mit einem geringeren CO2-Ausstoss umzusetzen.
BlachReport: Schauen wir noch mal einen kleinen Schritt nach vorn. KI hat zu einem großen Neustart in der Digitalisierung geführt, was sich zum Beispiel mit der Markteinführung der Apple Vision Pro widerspiegelt. Wird das auch zu einem neuen Interesse an VR und Metaverse führen?
Colja Dams: Apple nennt das Spatial Computing. Ich war auch auf der CES Messe in Las Vegas und habe gesehen, dass ganz viele Anbieter mittlerweile Brillen zeigen, die nicht mehr wie eine Taucherbrille vor meinem Kopf hängen, sondern tatsächlich geschliffen in der gewünschten Sehstärke eine Kombination von realen und virtuellen Inhalten bieten können. Also ja. Hier bin ich aber nach wie vor der Meinung, dass das Metaverse das ultimative Betriebssystem für hybride Events sein wird.
BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.