Start Meinung Überdosis Marketing auf Festivals?

Überdosis Marketing auf Festivals?

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Angesichts der vielen marketinggetriebenen Unternehmensauftritte auf Festivals fast aller Musikgenres in den letzten Jahren muss man sich tatsächlich mal die Frage stellen, ob es in diesem Zusammenhang mittlerweile nicht eine Überdosis Marketing auf diesen Veranstaltungen gibt. Oder eine Überdosis Entertainment im Marketing – um es auch von der anderen Seite zu sehen. Wir meinen nicht.

Festivals haben in den letzten Jahren eine auffällige Metamorphose durchlaufen. Das klassische Festival á la Woodstock mit seiner hippieesken Aufbruchsstimmung als Grundtenor damaliger Generationskonflikte hat sich ja schon lange zu ritualisierten Massenveranstaltungen mit Line-up Abhängigkeit gewandelt. Das hatte mehrere Auswirkungen: Festivalintern führte das zu einem immer größeren finanziellen Erfolgsdruck für die Veranstalter und die Entwicklung von Ganztags-Bespaßungsprogrammen zur Rechtfertigung der hohen (aber erforderlichen) Eintrittspreise. Extern wurden die Begehrlichkeiten der Marketingverantwortlichen geweckt, die ihre Botschaften für perfekt eingestimmte und gutgelaunte Zielgruppen tagelang ausrollen konnten. Passt also zusammen.

Man muss also für die Voraussage kein Prophet sein, dass die Integration von Promotion-Events auf Festivals erst am Anfang stehen. Wahrscheinlich müssen diese Auftritte der nächsten Jahre immer kreativer, größer, schöner, auffälliger oder interaktiver werden und auch zielgruppenspezifischer Festivals belegen, die bisher noch nicht direkt im Fokus stehen. Man denke nur an die vielen Jazz-Festivals mit ihren Besuchern im eher gesetzten Alter und höheren Pro-Kopf-Einkommen, die sich vielleicht nicht nur für Spirituosen und andere Spaßmacher mobilisieren lassen.

Die Marketiers müssen sich demnach noch viel intensiver mit diesen „Werbeplätzen“ beschäftigen, die spannender und effektiver sein können als die nächste SoMe-Kampagne (die sich sogar perfekt mit Festival-Engagements kombinieren lässt) und viele andere Aktivitäten.

Also: Möglichkeiten gibt es noch viele. Wir sind gespannt auf kreative Ideen.

Herzlichst

Ihr Peter Blach

(Der Beitrag erschien als Editorial im BlachReport 17.2024)