Werden online Bestellungen getätigt, geht beim jeweiligen Händler ein Auftrag ein, der eine Kette von Ereignissen auslöst. Das gewünschte Produkt wird für den Kunden im Lager gesucht, verpackt, in den LKW verladen und ausgeliefert. Dazu bedarf es einem Versandetikett, welches ausgedruckt und auf das Paket geklebt werden muss. Im Lager selbst muss im Anschluss der Warenbestand angepasst werden. Jeder Schritt wird von den Mitarbeitern innerhalb einer bestimmten Zeitspanne ausgeführt und dokumentiert. Schließlich muss alles korrekt und zügig ablaufen.
All das wird sich im Rahmen der modernen Logistik nach und nach verändern: „Smarte“ Lagersysteme werden sich immer mehr etablieren. Aber was versteht man unter moderner Logistik und welche Herausforderungen bringt diese mit sich? Das sehen wir uns nun genauer an.
Was bedeutet „moderne Logistik“?
Auch die Logistikbranche ist von der zunehmenden Digitalisierung betroffen. Der Wandel zu Industrie 4.0 bringt mit sich, dass auch eine Logistik 4.0 entwickelt werden muss. Ohne diese kann keine funktionierende Industrie 4.0 entstehen.
Das bedeutet, dass sämtliche logistische Prozesse sowie die Interaktionen zwischen Lieferanten, Händlern, Herstellern und Kunden schneller und vernetzter werden müssen. Bestenfalls erfolgt zukünftig alles automatisiert, sodass Prozesse und Objekte sich selbst steuern und organisieren. Möglich wird das mithilfe von GPS, Barcodes und Sensoren, dank denen ein elektronischer Datenaustausch mithilfe von cloudbasierten Lösungen stattfinden kann. Die Folge ist, dass in der modernen Logistik künftig überwiegend „smarte“ Lagersysteme genutzt werden, die selbstständig entscheiden treffen.
Wie kann das aussehen? Sobald online eine Bestellung getätigt wird, reagiert das intelligente Lagersystem und sucht die Ware selbstständig im Lager. Hat sie diese gefunden, wird sie sofort zum Fahrer des Lieferwagens transportiert und auf den Versandweg gebracht. Jegliche Beteiligten sehen zu jeder Zeit die Position des Fahrers via GPS. Er selbst nutzt für die Navigation ein Tablet, auf dem letztlich auch der Empfang des Pakets mit einer Unterschrift bestätigt wird.
Dieser Vorgang soll deutlich schneller und effizienter stattfinden als bislang. Die Ziele der modernen Logistik sind klar:
– Lieferfristen werden deutlich verkürzt
– Lagerbestände werden jederzeit optimal genutzt
– Kapital wird nicht unnötig gebunden
Zu diesem Zweck müssen einige Herausforderungen gemeistert werden.
Welche Herausforderungen bringt die moderne Logistik mit sich?
Um die oben genannten Ziele zu erreichen, sind diverse Herausforderungen zu erfüllen.
– Moderne Software
Die verwendete Software muss stets auf dem neuesten Stand sein und exakt die Bedürfnisse der Unternehmen abdecken. Das bedeutet, dass jegliche Konfigurationen im Unternehmen durchgeführt werden können, ohne dass Dritte beauftragt werden müssen, und alle relevanten Daten simpel, schnell und effektiv analysiert werden können. Werden mehrere Systeme verwendet, müssen all diese über Schnittstellen vernetzt und so gemeinsam verwendet werden können.
– Implementierung „smarter“ Lagersysteme
Zeitnah müssen auch die bereits erwähnten intelligenten Lagersysteme installiert werden. Während alle gelagerten Waren platzsparend auf kleinem Raum untergebracht werden, müssen sie gleichzeitig zu jeder Zeit schnell verfügbar sein. Das System bringt dann alle erforderlichen Produkte automatisiert zur Abholstelle. So kann die Lieferung von Bestellungen schneller erfolgen als wenn Lageristen diese aus den Regalen zusammensuchen.
Die Lagerräume müssen den Bedürfnissen des Unternehmens angepasst sein bzw. bei Bedarf flexibel erweitert werden können.
– Umstieg auf moderne Technik
Weiterhin werden Barcodes und Scanner eine wichtige Rolle in der Logistik spielen. Dennoch sind Handscanner unpraktisch und verlangsamen die Arbeit. Daher wurden Handschuhe mit sogenannten Built-in-Scannern entwickelt. Dank dieser integrierten Scanner erfolgt die Bearbeitung von Bestellungen effizienter. Gleichermaßen werden zur Organisation der Lager auch Spezialetiketten verwendet, die alle Lagerbestände unter sämtlichen Bedingungen übersichtlich kennzeichnen und so Prozesse beschleunigen.
Durch die moderne 3D-Drucktechnik können zukünftig außerdem Einzelteile nach Bedarf gefertigt werden, statt diese in großen Mengen zu lagern. So können dank dem Just-in-Time-Modell Kapazitäten sinnvoller geplant werden, sofern die Technik sinngemäß und zuverlässig funktioniert. Bestenfalls wird das JIT- durch das Just-in-sequence-Modell ergänzt, sodass Ware stets in der richtigen Reihenfolge geliefert wird.
Werden all diese Maßnahmen umgesetzt, können langfristig Kosten gespart werden.
Inwiefern müssen sich Beschäftigte in der Logistik-Branche anpassen?
Um den Umstieg auf eine „moderne“ Logistik zu schaffen, sind auch die Mitarbeiter der Unternehmen gefragt. Bereits für die Implementierung der neuen Systeme bedarf es entsprechendes Personal.
Viele der Beschäftigten werden jedoch mit ihrem aktuellen Wissensstand und ihren Fähigkeiten zukünftig nicht mehr eingesetzt werden können und in der Theorie von „smarten“ Lagersystemen ersetzt. Damit diese Beschäftigten jedoch nicht entlassen werden müssen, müssen sie neue Kenntnisse erwerben.
Es bedarf schließlich einer Menge Mitarbeiter, die sich mit den komplexen Systemen auskennen und diese überwachen und warten können. Auch die Zusammenarbeit mit Maschinen und Robotern muss erlernt werden, damit alle neuen Prozesse zuverlässig funktionieren. Zu diesem Zweck muss auch eine Akzeptanz für die Arbeit mit Robotern geschaffen werden, die nicht selbstverständlich ist.
Während dieser gesamten Umstellung sind natürlich auch Datenschutz und Datensicherheit wichtige Stichwörter. Beide müssen von der IT gewährleistet werden. Es gilt, Sicherheitslücken trotz der enormen Vernetzung zu vermeiden.
Kurz gesagt, die Mitarbeiter müssen umdenken und sich anpassen, um als Fachkräfte weiterhin in der Logistikbranche eine berufliche Perspektive zu haben. Dazu sind Weiterbildungen im Bereich der Lagerlogistik unumgänglich.
Mögliche Weiterbildungen wären unter anderem folgende:
– Supply Chain Manager – Schnittstelle zwischen IT und Logistik, damit sämtliche Prozesse in der Lieferkette gesteuert und kontrolliert werden können
– Logistiker 4.0 – Allrounder im Logistikbereich, der auch mit SAP-Systemen beispielsweise umgehen kann
Selbstverständlich müssen aber auch schon die Ausbildungs- und Umschulungsberufe auf die neuen Gegebenheiten angepasst werden, um zukünftig gut ausgebildete Leute in der Logistik einsetzen zu können – ob nun schon im jungen Alter oder auch als Quereinsteiger.
Fazit
Der Weg Richtung Logistik 4.0 und Industrie 4.0 wird in vielerlei Unternehmen bereits eingeschlagen und stellt eindeutig ein großes wirtschaftliches Ziel dar. Um Lieferungen aller Art schneller, effektiver und somit kostengünstiger durchzuführen, müssen zukünftig noch einige Herausforderungen gemeistert werden. Zweifellos wird der Bedarf im Rahmen der Digitalisierung immer weiter steigen, womit eine Anpassung der Kapazitäten einhergehen muss. Dies kann nur durch „smarte“ Lagersysteme, vollumfassende Automatisierungen und natürlich modernste Technik erfolgen. Gleichermaßen benötigen die Unternehmen jedoch qualifiziertes Personal, um all das einzusetzen und zu überwachen.
Beschäftigte in der Logistikbranche müssen daher frühzeitig an Weiterbildungen denken, um ihre berufliche Zukunft und somit ihre Existenz zu sichern. Berufseinsteiger, die sich für diesen Bereich interessieren, sollten sich schon jetzt um eine Ausbildung mit Potenzial kümmern, um langfristig auf dem Arbeitsmarkt Platz zu finden.
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