Wenn von montags bis freitags um 05:30 Uhr der Wecker der Kinder klingelt, fängt für viele von ihnen das Grauen an, die Schule! Tatsächlich gaben laut einer Studie der „Children’s World, the International Survey of Children’s Well-Being (ISCWeB)“ nur 42 Prozent der Zwölfjährigen an, gerne zur Schule zu gehen. Die Gründe sind vielfältig, aber besonders das Mobbing steht dabei im Fokus. Es gibt jedoch eine Alternative – das Homeschooling. Das Problem? Obwohl dieses Konzept weltweit an Bedeutung gewinnt, beharrt die Bundesregierung auf die 1919 ins Leben gerufene Schulpflicht.
Diese sieht das Konzept „Homeschooling“ überhaupt nicht vor. Dabei sind die technischen Gegebenheiten dank der fortschreitenden Digitalisierung längst gegeben. Lehrer können in einem digitalen Klassenzimmer ihre Schüler unterrichten, die IT kann die Schulgeräte per Windows-Patch-Management auf dem neuesten Stand halten und Aufgaben können bequem über unterschiedliche Tools eingereicht werden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile dieses Konzepts sowie die möglichen zukünftigen Entwicklungen.
Geschichtlicher Überblick: Wie und wann ist das Homeschooling entstanden?
Homeschooling ist kein neues Phänomen. Bereits zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert unterrichteten viele adelige Familien ihre Kinder zu Hause, da es noch keine flächendeckenden Schulsysteme gab. In den USA erlebte Homeschooling in den frühen 1980er Jahren einen Aufschwung und ist sogar seit 1993 legal! Dort ist auch zu beobachten, dass immer mehr Familien dieses Angebot in Anspruch nehmen – dasselbe gilt auch für Kanada, Neuseeland und Australien.
In Europa gewinnt das Konzept ebenfalls mehr an Bedeutung. So lernen in Großbritannien circa 1 Prozent aller Schüler von zu Hause aus. Auch in Frankreich und Österreich haben die Eltern die freie Wahl. In Irland ist das Homeschooling sogar gesetzlich verankert! Und in Deutschland? In den vergangenen Jahren versuchten zahlreiche Eltern vor den deutschen Gerichten, das Recht auf Homeschooling einzuklagen – ohne Erfolg. Die Bundesregierung beharrt auf das längst in die Jahre gekommene Schulsystem.
Kann die Bundesregierung vor diesen Vorteilen die Augen verschließen?
Eltern würden gerne ihre Kinder entweder zu Hause selbst unterrichten oder je nach finanziellen Möglichkeiten einen Privatlehrer engagieren. Der Vorteil hieraus liegt auf der Hand: Der Lehrplan kann individuell auf die Bedürfnisse des einzelnen Schülers angepasst werden. Denn während das traditionelle Schulsystem oft einen „One-Size-Fits-All“-Ansatz verfolgt, können Eltern oder Privatlehrer beim Homeschooling auf die Stärken und Schwächen ihres Kindes eingehen. Dies kann dazu führen, dass Kinder schneller und nachhaltiger lernen.
Gleichzeitig können die Eltern deutlich flexibler agieren. Möchten Eltern beispielsweise mit ihren Kindern in den Urlaub fahren, müssen sie nicht erst auf die nächsten Schulferien warten. Darüber hinaus können Lerninhalte in realen Situationen vermittelt werden, zum Beispiel bei Museumsbesuchen, was das Lernen praxisnäher und interessanter macht.
Wo es Vorteile gibt, sind auch die Nachteile nicht weit entfernt
Selbstverständlich ist nicht alles Gold, was glänzt! Besonders die soziale Isolation des Homeschoolings steht in der Kritik. Während Schüler im Klassenraum mit 20 oder 30 anderen Schülern sitzen, auf dem Pausenhof toben und sich austauschen, sitzt man im Homeschooling alleine am Schreibtisch. Deshalb ist es wichtig außerhalb, beispielsweise über einen Sportverein mit gleichaltrigen Kindern, Kontakte zu knüpfen.
Was können wir in Zukunft erwarten?
Es wird schwierig und bisher sieht die Bundesregierung ein Konzept „Homeschooling“ nicht vor. Das kann sich natürlich in Zukunft ändern, gerade wenn weitere Länder nachziehen. Womöglich wird es aber vermehrt ein hybrides Modell aus traditionellem Lernen und E-Learning geben. Dieses System hat sich beispielsweise schon während der Coronapandemie bewährt. Schüler können teilweise zu Hause digital und teilweise in der Schule unterrichtet werden, was eine flexible und anpassbare Lernumgebung schafft. Dieses Modell könnte das Beste aus beiden Welten bieten und gleichzeitig den Bedürfnissen moderner Familien gerecht werden.
Die Zukunft der Bildung wird von innovativen Konzepten geprägt sein, die über das traditionelle Klassenzimmer hinausgehen. Online-Lernplattformen, virtuelle Klassenzimmer und personalisierte Lernwege sind nur einige Beispiele für die Entwicklungen, die auf uns zukommen. Diese Ansätze bieten die Möglichkeit, Bildung individueller und zugänglicher zu gestalten. Ein direktes Homeschooling, bei dem Schüler unabhängig von klassischen Schulsystem unterrichtet werden, ist vorerst nicht vorgesehen.
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