Über einen Boeing 787 Roll-in Event in Frankfurt konnten wir mit Markus Eisele sprechen. Seine Agentur Eisele Communications zählt zu weltweit erfahrensten Spezialisten für Aviatik-Events beziehungsweise Aviation Brand Experiences und hat schon viele Projekte für die Lufthansa betreut.
BlachReport: Markus, Du hast mit deiner Agentur den Roll-in Event vom Boeing Dreamliner durchgeführt. Was ging ab?
Markus Eisele: Eisele Communications hat einen Generalunternehmervertrag mit der Lufthansa Gruppe und in diesem Rahmen führen wir alle relevanten Events für die gesamte Gruppe durch. Eine Art Königsdisziplin sind die Roll-in Events. Das sind ganz besondere Events, weil neue Flugzeugtypen den internen und externen Interessierten präsentiert werden. Wenn man sich vorstellt, wie groß Flugzeuge und Hangars sind, kann man sich die räumlichen Dimensionen der Events vorstellen, die wir bei diesem Format konzipieren und durchführen.
Wir konnten den Dreamliner präsentieren, obwohl es sich nicht um ein neues Flugzeug handelt. Dies ist erstmal per se ungewöhnlich, da sonst nur neue Flugzeugtypen mit solchen aufwendigen Events vorgestellt werden. Bei der B787 handelte es sich um den ersten von der Lufthansa georderten Dreamliner. Er steht für die Zukunft der Aviatik und stellt die wichtigen Botschaften und Ziele der Lufthansa Gruppe vor: Nachhhaltigkeit durch deutlich weniger Kerosinverbrauch und dem prinzipiellen Vorsprung durch modernste Technik, neue Produkte und die Digitalisierung. Bei einem klassischen Roll-in rollt das Flugzeug in den Hangar. Bei unserer Veranstaltung war es aber so, dass aus verschiedensten Gründen sich das Flugzeug schon im Hangar befand und wir es dann im Rahmen eines Frühabend- beziehungsweise Abend-Events präsentiert, inszeniert und vorgestellt haben.
BlachReport: Was waren denn die Highlights bei dieser Veranstaltung? Das klingt ja nach einem ganz großen Rahmen.
Markus Eisele: Es gab mehrere Highlights. Die Aufgabenstellung selbst war sehr komplex, weil es der Wunsch war, dass der Event in Frankfurt im sogenannten A380 Hangar, der jetzt Halle sieben heißt, stattfindet. Es stand nur ein Dreamliner zur Verfügung und deshalb musste die Einführung im Hauptflughafen Frankfurt stattfinden. Parallel dazu entstand der Wunsch, eine weitere Veranstaltung in München, dem zweitwichtigsten Hub der Lufthansa, durchzuführen – synchron und parallel – und die beiden Veranstaltungen miteinander zu einem Gesamt-Event zusammenzuführen.
Zusätzlich hat ein Stream die beiden Events und ihre Gäste verbunden. Das war das dritte Element dieser sehr komplexen Veranstaltung. Die Live-Schaltung beider Events hatte eine weitere Dimension und somit eine größere Komplexität zur Folge. Das Highlight des Events war das Mapping des Flugzeuges mit Botschaften und Visualisierungen, die auf die Strategie und auf die Ziele und Botschaften der Lufthansa Gruppe eingezahlt haben.
BlachReport: Wie bespielt man diese großen Locations?
Markus Eisele: Per se sind Hangars Werkstätten für Flugzeuge. Hier werden Flugzeuge gewartet und keine Veranstaltungen durchgeführt. Für die Lufthansatechnik bedeutet ein Event in ihren Hallen einen Eingriff in ihre Operations. Es entsteht ein großer Abstimmungsbedarf, weil dann über mehrere Tage die Flugzeugwartung in andere Hangars verlegt werden muss. Das ist ein aufwendiger Vorgang und da wird dann quasi um Stunden mit der Lufthansatechnik ‚gefeilscht‘.
Weiterhin handelt es sich um einen Hochsicherheitsbereich des Flughafens. Um dort arbeiten zu können – insbesondere bei einer Großproduktion mit 35 bis 40 Trailern – reicht es nicht aus, dass wir mit den Dienstleistern und ihren Lieferungen durch die Sicherheitsschleusen fahren, sondern wir entwidmen diesen Hangar. Wir bauen quasi eine Blase im Sicherheitsbereich, wo wir uns ‚frei‘ bewegen können, ohne Sicherheitscheck und ohne dass das ganze Material sicherheitsüberprüft wird. Das entsteht durch eine ebenfalls sehr aufwendige Aktion mit einer Umzäunung. Die Anforderung war diesmal, dass wir einen speziellen Bereich zum Flugfeld sogar mit Nato-Draht absichern mussten. Erst danach war es allen Gewerken und Crews möglich, den Hangar zu befahren und mit dem Aufbau zu beginnen.
BlachReport: Wie viele Gäste waren eingeladen?
Markus Eisele: Wir hatten um die 1.500 Gäste in Frankfurt und circa 700 Gäste in München. Wir wollten in München das Set-up ähnlich wie in Frankfurt bauen – also inklusive Runway, Start- und Landebahn sowie einem Catwalk.
Der Dreamliner war als Beauty bezeichnet. Wir haben die Inszenierung daher wie einen Catwalk angelegt, also wie eine Modenschau konzipiert. Die zentrale Ader dieser Inszenierung und dieser Story war ein Runway, der direkt von der Eingangstür des Hangars zum Flugzeug führte – sowohl in Frankfurt als auch in München. Links und rechts um diesen Runway haben wir die Tribünen gesetzt. Am Ende dieses Runways stand in Frankfurt der Dreamliner. In München kam ein kleineres Flugzeug zum Einsaz, eine Neo. Wir wollten, dass das Gefühl, die Atmosphäre, an beiden Standorten vergleichbar hochwertig ist. So wurde in München zum Beispiel ein Live Act engagiert und somit die Tatsache ausgeglichen, dass der Dreamliner in Frankfurt stand.
BlachReport: Welche speziellen Herausforderungen mussten für die Umsetzung gemeistert werden?
Markus Eisele: Das waren insbesondere die Dimensionen der Flugzeuge und Hangars und natürlich die Sicherheitsanforderungen eines Airports, wo manche Dinge einfach nicht machbar sind. Zum Beispiel konnten wir keinen Einfluss darauf nehmen, wann das Flugzeug reingezogen wird. Wir konnten festlegen, an welchem Punkt der Dreamliner stehen sollte, aber wir dürfen dem Operator, also dem, der das Flugzeug bewegt, keine Anweisungen geben. Das hat etwas damit zu tun, dass die Flugzeug-Operations, und alles, was mit dem Vorfeld zu tun hat, komplett eigenständig erledigt wird. Das ist eine ganz spezielle Herausforderung. Eine weitere Herausforderung bestand darin, dass die Lufthansa den Tag und das Set-up maximal nutzen wollte. Wenn so ein Set-up schon einmal steht, dann sollte man idealerweise dieses Ambiente noch für an dere Events nutzen. Unter anderem kam dann mit dem Customer Experience Walk noch eine eigene Ausstellung der Lufthansa dazu, wo die neuen Produkte und die neue Strategie gezeigt wurden.
Der Roll-in Event hat um 17.30 Uhr begonnen, aber ab neun Uhr morgens fanden bereits die Events im Event statt. Der erste war eine hochkarätige, offizielle Pressekonferenz mit rund 130 Pressevertretern, die auf und um den Catwalk durchgeführt wurde. Zwei Stunden später folgte ein Empfang für die System- und Vertriebspartner. Beim dritten Event am Nachmittag kamen die Hons – also die absoluten Top-Kunden der Lufthansa. Sie hatten das Privileg, das ganze Set-up vorab vor den anderen Gästen zu erleben. Auch die Hons wurden im Set-up der Pressekonferenz begrüßt. Danach wurde dieses Set-up abgebaut und eine Dreiviertelstunde später kamen die ersten Gäste für die Inszenierung und den Roll-in Event.
BlachReport: Wer hat euch bei diesem Großprojekt unterstützt?
Markus Eisele: So ein Event geht nur, wenn man eine optimale Organisation und sehr gute Partner hat und die richtigen Gewerke miteinander kombiniert – insbesondere unter Zeitdruck, der bei einer Produktion im Hangar natürlich vorhanden ist. Wir hatten für die auf den Hangar bezogene Konzeption letztendlich acht Wochen Zeit zur Planung und Organsisation. Das ist extrem kurz und funktioniert nur mit einem Topteam und wenn den Kunden sehr gut kennt. Wir sind mit dem Stab der Kommunikationsabteilung exzellent eingespielt, was für so kurze Vorläufe ein essentieller Vorteil ist.
Bei der Realisierung haben wir mit unterschiedlichen Gewerken zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Neumann&Müller und Sinus bei der Technik oder auch Party Rent für die Ausstattung. In München kam auch noch WBLT dazu. Für die Visualisierungen und das Mapping hatten wir als Partner die Stein Group in München. Wir haben uns Partner ausgesucht, mit denen wir eingespielt sind und von denen wir wissen, dass sie mit Großproduktionen vertraut sind. Dazu zählt auch unsere strategische Partnerschaft mit Voss + Fischer. In diesem Kreis sind wir sehr gut eingespielt.
BlachReport: Wie war denn die Show aufgebaut?
Markus Eisele: Die Mainshow fand zwischen 19 und 20 Uhr statt und startete mit einem Countdown, um die Teilnehmer auf die Tribünen zu leiten. Alle Gäste hatten selbstleuchtende Wristbands, die wir in der Show als Lichteffekte eingesetzt haben. Hinter den Tribünen gab es riesige LED-Flächen, in der Mitte den LED-Catwalk und dann natürlich den Dreamliner als komplette Projektionsfläche. Alle Flächen wurden mit einer aufwendigen Multimedia-Show großflächig mit thematisch abgestimmten Visualisierungen ‚bespielt‘.
Nach einer Viertelstunde endete der Countdown, die Show startete mit dem virtuellen Abheben und Fliegen des Dreamliner. Martin Leutke, Head of Communication der Lufthansa Gruppe, betrat das Set in Frankfurt und moderierte die gesamte Show. Im Laufe der Inzenierung wurde einige Male live nach München geschaltet. Beide Standorte standen im Dialog. Jens Ritter, der neue Airline Chef der Lufthansa, hielt eine Key Note, Carsten Spohr CEO begrüßte Stan Deal, den CEO von Boeing, der dann den beiden symbolisch den Schlüssel des ersten Lufhansa Dreamliner überreichte. Der Kreis wurde verstärkt durch die Crew, die bei dem Übergabeflug von Seattle nach Frankfurt dabei waren und ihre Empfindungen beschrieben.
Absoluter Höhepunkt war ein Line-Art-Mapping auf dem gesamten Flugzeug mit den digitalen Konterfeis der Gäste aus Frankfurt und München. Verantwortlich für die Gesamtregie, das Zusammenführen der beiden Shows, das Streaming sowie die prinzipiellen Aufnahmen der Shows war Chris Cuhls, der mit seinem Team über umfangreiche, langjährige TV-Produktions-Erfahrung verfügt.
BlachReport: Vielen Dank für das Gespräch.