Die deutschen Autohersteller sind in Sachen „Kommunikation im Raum“ seit jeher mit ihren internationalen Messe- und Showroompräsenzen als Trendsetter unterwegs. Gerade für die Zielgruppe der nationalen Markenfans bieten dagegen die hauseigenen Firmenmuseen eine gute Gelegenheit um Modelle, Historie, Ziele und Zukunft ausgiebig szenografisch zu zelebrieren. Der BlachReport hat sich umgeschaut, was im Frühjahr 2023 in den großen automobilen Ausstellungshäusern Deutschlands so alles geht.
„Driven by Dreams“ im Drive. Volkswagen Group Forum
Das Drive. Volkswagen Group Forum in Berlin zeigt anlässlich des 75. Jubiläums von Porsche Sportwagen die Ausstellung „Driven by Dreams“. Neben Ferry Porsche, der seinen Traum von einem Sportwagen wahr werden ließ, stellt die Ausstellung weitere Persönlichkeiten aus dem Porsche-Umfeld in den Vordergrund, die ebenfalls von Träumen angetrieben waren und immer noch sind. Darüber hinaus verkörpern ausgewählte Fahrzeugexponate den Markenkern von „Driven by Dreams“. Als Hommage an den ersten Porsche Sportwagen 356 präsentiert Porsche die Studie Porsche Vision 357 zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit.
Neben bekannten Persönlichkeiten bietet der Rundgang eine ganze Reihe von Highlightfahrzeugen. So verwirklichte Ferry Porsche 1948 seinen Traum von einem Sportwagen: Mit seinem Team fertigte er den Porsche 356 „Nr. 1“, der ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Das Fahrzeug stellt die Geburtsstunde einer legendären Marke dar und legt den Grundstein für eine beispielhafte Erfolgsgeschichte für den Mythos Porsche.
Als Hommage an dieses legendäre Fahrzeug entstand die neueste Studie Porsche Vision 357, die im Drive. zum ersten Mal zu sehen ist. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stimmig miteinander zu verbinden, war dabei der Leitgedanke des Entwicklungsteams. Die Proportionen sollen an das historische Vorbild erinnern, den Blick in die Zukunft visualisieren. Weitere Modelle, wie der zum Beispiel auch von Schauspieler James Dean gefahrene Porsche 550 Spyder und der letzte Porsche-Rennsportwagen mit einer Straßenzulassung, der 904/6, werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.
„Driven by Dreams“ ist im Drive noch bis zum 10. September 2023 zu sehen.
„Moving in Stereo“ im Mercedes-Benz Museum
Was machen zwei senkrecht nebeneinander montierte Fahrräder, deren Konturen aus blau leuchtenden Neonröhren nachgezeichnet sind, neben den ersten Automobilen der Welt von Carl Benz und Gottlieb Daimler? Die Skulptur „Riding Bikes“ des US-amerikanischen Künstlers Robert Rauschenberg von 1998 gehört zu „Moving in Stereo“, der aktuellen Sonderausstellung des Mercedes-Benz Museums, die noch bis zum 11. Juni 2023 in Stuttgart zu sehen ist. 150 Arbeiten von 90 internationalen und nationalen Künstlern aus 20 Ländern, entstanden in der Zeit von 1910 bis heute, werden in der Ausstellung gezeigt. Der Großteil der Kunstwerke ist in die Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums integriert. Collectionsraum 5, traditionell der Ort für Sonderausstellungen, ist ausschließlich der Kunst und insbesondere mehreren Großexponaten vorbehalten.
Im Atrium signalisiert eine Installation der Stuttgarterin Florina Leinß, ausgeführt als Auftragsarbeit, den Einzug der Kunst ins Museum: Die Außenseiten der drei Aufzüge, deren Gegengewichte und Schutzwehrungen sind mit farbigen und transluzenten Folien in reduzierten Formen versehen. Über die Farbe und die Aufzugbewegungen entfaltet sich bewegte Kunst im Raum.
Der Raum „Mythos 1: Pioniere – die Erfindung des Automobils, 1886 bis 1900“ ist der Erfindung des Motorwagens und frühen Fahrzeugen gewidmet. Dort wird die Skulptur „Riding Bikes“ von Robert Rauschenberg aus dem Jahr 1998 mit zwei nebeneinander angebrachten Fahrrädern gezeigt, deren Konturen von Neonröhren farbig nachgezeichnet sind. Die Fahrräder sind Rad an Rad montiert. So, wie sie kombiniert sind, löst die Arbeit Sinn und Funktion als Fortbewegungsmaschine auf – ein augenzwinkernder Denkanstoß, auch in Richtung des Auftraggebers, die damalige Daimler AG, dessen Erzeugnisse den höchsten Standard der Mobilität garantieren.
Von Rauschenbergs „Riding Bikes“ aus führt der nächste Ausstellungsbereich Werke von rund 30 Künstlern aus dem Zeitraum von 1923 bis 2013 zusammen – eine „Mini-Retrospektive“ wichtiger Stile und Medien der Mercedes-Benz Art Collection. Darunter die erste Erwerbung, mit welcher die Art Collection 1977 gegründet wurde: das Gemälde „Ruhe und Bewegung II“ (auf Blau) von Willi Baumeister aus dem Jahr 1948.
Der Collectionsraum 5 des Mercedes-Benz Museums versammelt Werke, die sich in unterschiedlicher Weise auf Aspekte von Musik, Bewegung, Tanz, Rhythmus und Automobilität beziehen. Prominent begrüßt werden die Gäste von Jean Tinguelys Skulptur „Méta-Maxi“ aus dem Jahr 1986. Das monumentale mobile Objekt, ein spätes Hauptwerk des Künstlers, war über viele Jahre eine der Attraktionen des Skulpturenensembles der Mercedes-Benz Art Collection am Potsdamer Platz in Berlin.
Die Video-Neon-Installation „Nam Sat“ von Nam June Paik geleitet in Mythos 7, Rennen und Rekorde die Gäste aus der Ausstellung heraus. Der Südkoreaner hatte die Skulptur 1997/98 für den Eingangsbereich des ehemaligen Gebäudes von Daimler Financial Services (heute Mercedes-Benz Mobility) am Potsdamer Platz in Berlin entworfen.
„Technik. Rock ’n‘ Roll & Roadster“ im BMW Museum
Bis heute gilt Elvis‘ BMW 507 als eines der berühmtesten Automobile seiner Zeit. Elvis Presley, der am 8. Januar 2023 88 Jahre alt geworden wäre, hatte den gebrauchten Wagen im Dezember 1958, kurz nach Antritt seines Militärdienstes, in Deutschland erworben. Im BMW Museum hat die weiße Ikone nun einen Ehrenplatz: in einem eigenen Raum, der als Elvis-Hommage gestaltet ist. Illustrationen zu der Reise und Geschichte des Autos geben Einblick in die Stationen, die der BMW 507 in über 50 Jahren durchlaufen hat. Ein einer Jukebox nachempfundener Infokasten illustriert die Geschichte des umfangreichen Restaurierungsprojektes der BMW Group Classic.
Neben den historischen Fakten ist der Elvis-Raum auch ein optisches Highlight. Originalbauteile lassen den Besucher erahnen in welch schlechtem Zustand sich der Roadster 2014, unmittelbar vor der Restaurierung, befand. Wände in rot-gekleidetem Stoff, ein roter Teppich und Lichter im nostalgischen Design präsentieren den BMW 507 in einem beeindruckenden Retro-Ambiente: Diese bühnenartige Inszenierung, ein Bewegungssensor und ein Vintage Mikrofon ermöglichen den Besuchern vor dem Auto des berühmten Sängers zu seinem Hit „Return to sender“ ihren persönlichen Elvis-Moment zu erleben.
In den 2000-er Jahren wurde der BMW 507 in San Francisco auf der Kürbis-Farm von Oldtimer-Sammler Jack Castor wiederentdeckt. Die BMW Group Classic hat den Wagen 2014 zurück nach München gebracht und originalgetreu restauriert. 2016 wurde der BMW 507 erstmals auf dem Concours d’Elegance in Pebble Beach (Kalifornien) vorgestellt. In neuem Glanz steht der BMW 507 wieder in seiner bayrischen Heimat und fungiert mit seiner Geschichte als Highlight im Haus der Technik der Dauerausstellung im BMW Museum.
75 Jahre Porsche im Porsche Museum
Auch das Porsche Museum widmet sich dem runden Firmenjubiläum im Jahr 2023: Am 9. Juni wird eine umfangreiche Sonderausstellung zur Geschichte der Marke eröffnet. Neben neuen interaktiven Erlebnissen wie den 360-Grad-Rundgängen erhalten Besucher darüber hinaus in 2023 erstmals auch Einblicke hinter die Kulissen und dürfen an einem exklusiven Erlebnisprogramm teilnehmen.
„Dieses Jahr ist für uns ein ganz besonderes. Die Erfüllung eines Traums ist der Beginn der Erfolgsgeschichte von Porsche. Zusammen mit seinem Team hat sich Ferry Porsche im Jahr 1948 seinen Traum von einem Sportwagen verwirklicht und damit den Grundstein für genau das gelegt, was den Mythos Porsche heute ausmacht“, sagt Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Museum. „So fokussieren wir uns daher auf die Menschen, die mit ihren Träumen und Wagnissen die Erfolgsgeschichte mitgeschrieben haben. Diese sogenannten Dreamerstories werden wir beginnend im Sommer in unserer Ausstellung vorstellen und darüber hinaus spannende Programme für alle Generationen bieten.“
Erstmals werden vielfältige Erlebnisse am Standort Zuffenhausen in einem besonderen Angebot kombiniert – Momente zum Träumen. Zu Porsche Moments of Dreams gehört eine speziell für diesen Tag zusammengestellte Werksführung. Dabei erfahren Teilnehmende Interessantes über den Sportwagenhersteller und erhalten exklusive Zugänge. Anschließend dürfen sie für zweieinhalb Stunden ans Steuer eines Elfers und das Erlebnis Sportwagen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Nach einer Museumstour wartet ein Drei-Gänge-Menü mit Weinbegleitung in der neu gestalteten Lounge des Restaurants Christophorus auf die Frauen und Männer. Das exklusive Programm, das in deutscher Sprache angeboten wird, findet an den drei Terminen 14. Juli, 15. September und 6. Oktober statt.
An drei Samstagabenden erhalten Besucher zudem Einblicke hinter die Kulissen des Museums. Bei dem Angebot Porsche 4Experts Backstage spricht Iris Haker, Kuratorin des Porsche Museums, passend zum jeweiligen Schwerpunktthema etwa zwei Stunden lang mit Museumskollegen und Experten aus den eigenen Reihen.